[4] Nun pflegten seine Söhne hinzugehen und Gastmahl zu
halten - der Reihe nach im Haus eines jeden. [Dazu] sandten sie
hin und luden ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu
trinken. [5] Und es geschah, wenn die Tage des Gastmahls
reihumgegangen waren, da sandte Hiob hin und heiligte sie: Früh
am Morgen stand er auf und opferte Brandopfer nach ihrer aller
Zahl. Denn Hiob sagte [sich]: Vielleicht haben meine Söhne
gesündigt und in ihrem Herzen Gott geflucht. So machte es Hiob
all die Tage [nach den Gastmählern].
Vorsprache des Satan bei Gott - Hiobs Bewährung nach Verlust von
Vieh, Knechten, Söhnen und Töchtern
[6] Und es geschah eines Tages, da kamen die Söhne Gottes, um
sich vor dem HERRN einzufinden. Und auch der Satan kam in ihrer
Mitte. [7] Und der HERR sprach zum Satan: Woher kommst du? Und
der Satan antwortete dem HERRN und sagte: Vom Durchstreifen der
Erde und vom Umherwandern auf ihr. [8] Und der HERR sprach zum
Satan: Hast du acht gehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es gibt
keinen wie ihn auf Erden - ein Mann, so rechtschaffen und
redlich, der Gott fürchtet und das Böse meidet! [9] Und der Satan
antwortete dem HERRN und sagte: Ist Hiob [etwa] umsonst so
gottesfürchtig? [10] Hast du selbst nicht ihn und sein Haus und
alles, was er hat, rings umhegt? Das Werk seiner Hände hast du
gesegnet, und sein Besitz hat sich im Land ausgebreitet. [11]
Strecke jedoch nur einmal deine Hand aus und taste alles an, was
er hat, ob er dir nicht ins Angesicht flucht! [12] Da sprach der
HERR zum Satan: Siehe, alles, was er hat, ist in deiner Hand. Nur
gegen ihn [selbst] strecke deine Hand nicht aus! Und der Satan
ging vom Angesicht des HERRN fort.
[13] Und es geschah eines Tages, als seine Söhne und seine
Töchter im Haus ihres erstgeborenen Bruders aßen und Wein
tranken, [14] da kam ein Bote zu Hiob und sagte: Die Rinder waren
gerade beim Pflügen, und die Eselinnen weideten neben ihnen, [15]
da fielen Sabäer ein und nahmen sie weg und die Knechte
erschlugen sie mit der Schärfe des Schwertes. Ich aber bin
entkommen, nur ich allein, um es dir zu berichten. [16] Noch
redete der, da kam ein anderer und sagte: Feuer Gottes fiel vom
Himmel, brannte unter den Schafen und den Knechten und verzehrte
sie. Ich aber bin entkommen, nur ich allein, um es dir zu
berichten. [17] Noch redete der, da kam ein anderer und sagte:
[Die] Chaldäer hatten drei Abteilungen aufgestellt und sind über
die Kamele hergefallen und haben sie weggenommen, und die Knechte
haben sie mit der Schärfe des Schwertes erschlagen. Ich aber bin
entkommen, nur ich allein, um es dir zu berichten. [18] Während
der [noch] redete, da kam ein anderer und sagte: Deine Söhne und
deine Töchter aßen und tranken Wein im Haus ihres erstgeborenen
Bruders. [19] Und siehe, ein starker Wind kam von jenseits der
Wüste her und stieß an die vier Ecken des Hauses. Da fiel es auf
die jungen Leute, und sie starben. Ich aber bin entkommen, nur
ich allein, um es dir zu berichten. - [20] Da stand Hiob auf und
zerriß sein Obergewand und schor sein Haupt; und er fiel auf die
Erde und betete an. [21] Und er sagte: Nackt bin ich aus meiner
Mutter Leib gekommen, und nackt kehre ich dahin zurück. Der HERR
hat gegeben, und der HERR hat genommen, der Name des HERRN sei
gepriesen! [22] Bei alldem sündigte Hiob nicht und legte Gott
nichts Anstößiges zur Last.
Vorsprache Satans bei Gott - Hiobs Bewährung nach Verlust der
Gesundheit
[13] Denn dann läge ich [jetzt] da und wäre still. Ich schliefe - dann hätte ich Ruhe - [14] mit Königen und Ratgebern der Erde, die sich Trümmerstätten erbauten, [15] oder mit Obersten, die Gold hatten, die ihre Häuser mit Silber füllten. [16] Oder wie eine verscharrte Fehlgeburt wäre ich nicht da, wie Kinder, die das Licht nie erblickt haben. [17] Dort lassen die Gottlosen ab vom Toben, und dort ruhen die, deren Kraft erschöpft ist. [18] Sorglos sind [dort] die Gefangenen allesamt, sie hören nicht mehr die Stimme des Treibers. [19] Klein und Groß sind dort gleich, und der Knecht ist frei von seinem Herrn.
[20] Warum gibt er dem Mühseligen Licht und Leben den
Verbitterten [21] - [denen], die auf den Tod warten, und er ist
nicht da, und die nach ihm graben mehr als nach verborgenen
Schätzen, [22] die sich bis zum Jubel freuen würden, Wonne
hätten, wenn sie das Grab fänden -, [23] dem Mann, dem sein Weg
verborgen ist und den Gott von allen Seiten eingeschlossen hat?
[24] Denn [noch] vor meinem Brot kommt mein Seufzen, und wie
Wasser ergießt sich mein Schreien. [25] Denn ich fürchtete einen
Schrecken, und er traf mich, und wovor mir bangte, das kam über
mich. [26] Ich hatte [noch] keine Ruhe und hatte [noch] keinen
Frieden, und ich konnte [noch] nicht ausruhen - da kam ein Toben.
Erste Rede des Elifas: Kein Leiden ohne Schuld - Kein Schuldloser
vor Gott
[1] Und Elifas von Teman antwortete und sagte:
[2] Wenn man ein Wort an dich versucht, wird es dich ermüden? Aber Worte zurückhalten, wer könnte das? [3] Siehe, du hast viele zurechtgebracht, und ermattete Hände hast du gestärkt. [4] Den Stürzenden richteten deine Worte auf, und wankende Knie hast du stark gemacht. [5] Doch nun kommt es an dich, und es ermüdet dich; es trifft dich, und du bist bestürzt. [6] Ist nicht deine [Gottes]furcht deine Zuversicht, die Vollkommenheit deiner Wege deine Hoffnung? [7] Bedenke doch: Wer ist [je] als Unschuldiger umgekommen, und wo sind Rechtschaffene vertilgt worden? [8] So wie ich es gesehen habe: Die Unheil pflügen und Mühsal säen, die ernten es. [9] Vom Odem Gottes kommen sie um, und vom Hauch seiner Nase vergehen sie. [10] Das Brüllen des Löwen und die Stimme des Junglöwen [sind verstummt], und die Zähne der jungen Löwen sind ausgebrochen. [11] Der Löwe kommt um aus Mangel an Beute, und die Jungen der Löwin werden zerstreut.
[12] Ein Wort stahl sich zu mir, und mein Ohr vernahm ein Geflüster davon. [13] In beunruhigenden Gedanken, [wie sie] aus Nachtgesichten [entstehen], wenn tiefer Schlaf auf Menschen fällt, [14] kam Schrecken und Zittern über mich, und durchschauerte alle meine Gebeine. [15] Und ein Hauch fuhr an meinem Gesicht vorbei, das Haar an meinem Leib sträubte sich. [16] Da stand jemand, und ich erkannte sein Aussehen nicht, eine Gestalt war vor meinen Augen, ein leises Wehen und eine Stimme hörte ich:
[17] Sollte ein Mensch gerechter sein als Gott oder ein Mann
reiner als sein Schöpfer? [18] Siehe, [selbst] seinen Knechten
vertraut er nicht, und seinen Engeln legt er Irrtum zur Last:
[19] wieviel mehr denen, die in Lehmhäusern wohnen [und] deren
Grund im Staub ist! Wie Motten werden sie zertreten. [20] Vom
Morgen bis zum Abend werden sie zerschmettert. Ohne einen Namen
kommen sie um auf ewig. [21] Nicht wahr? Wird ihr Zeltstrick an
ihnen losgerissen, so sterben sie, und [zwar] nicht in Weisheit.
Warnung vor Unmut - Empfehlung von Demut und Beugung vor Gott
[8] Ich jedoch würde Gott suchen und meine Sache vor Gott darlegen, [9] der Großes und Unerforschliches tut, Wunder bis zur Unzahl, [10] der Regen gibt auf die Fläche der Erde und Wasser sendet auf die Fläche des Feldes, [11] um Niedrige in die Höhe zu bringen; und Trauernde gewinnen hohes Glück. [12] Er vereitelt die Anschläge der Klugen, und ihre Hände wirken keinen Erfolg. [13] Er fängt die Weisen in ihrer Klugheit, und der Rat der Hinterlistigen überstürzt sich. [14] Am Tag stoßen sie auf Finsternis, und am Mittag tasten sie umher wie in der Nacht. [15] Und er rettet vor dem Schwert, vor ihrem Mund und vor der Hand des Starken den Armen. [16] So wird dem Geringen Hoffnung, und die Schlechtigkeit schließt ihren Mund.
[17] Siehe, glücklich ist der Mensch, den Gott zurechtweist!
So verwirf [denn] nicht die Züchtigung des Allmächtigen! [18]
Denn er bereitet Schmerz und verbindet, er zerschlägt, und seine
Hände heilen. [19] In sechs Nöten wird er dich retten, und in
sieben wird dich nichts Böses antasten. [20] In Hungersnot kauft
er dich los vom Tod und im Krieg von der Gewalt des Schwertes.
[21] Vor der Geißel der Zunge wirst du geborgen sein, und du
wirst dich nicht fürchten vor der Verwüstung, wenn sie kommt.
[22] Über Verwüstung und Hunger wirst du lachen, und vor dem
[Raub]wild der Erde wirst du dich nicht fürchten. [23] Denn dein
Bund wird mit den Steinen des Feldes sein, und das [Raub]wild des
Feldes wird Frieden mit dir haben. [24] Und du wirst erkennen,
daß dein Zelt in Frieden ist. Und schaust du nach deiner Wohnung,
so wirst du nichts vermissen. [25] Und du wirst erkennen, daß
deine Nachkommen zahlreich sein werden und deine Sprößlinge wie
das Kraut der Erde. [26] Du wirst in Rüstigkeit ins Grab kommen,
wie die Garben eingebracht werden zu ihrer Zeit. [27] Siehe, dies
haben wir erforscht, so ist es. Höre es doch, und merke du es dir!
Hiobs Antwort: Rechtfertigung seines Klagens mit der Schwere
seines Leidens - Wunsch nach schnellem Tod - Klage über die Härte
der Freunde
[2] Würde man meinen Kummer doch wiegen, abwiegen und mein Verderben gleichzeitig auf die Waage legen! [3] Denn nun ist es schwerer als der Sand der Meere; darum sind meine Worte unbesonnen. [4] Denn die Pfeile des Allmächtigen sind in mir, mein Geist trinkt ihr Gift; die Schrecken Gottes greifen mich an. [5] Schreit ein Wildesel beim frischen Gras, oder brüllt ein Stier bei seinem Futter? [6] Wird Fades ohne Salz gegessen? Oder ist Geschmack in dem Schleim um den Dotter? [7] Meine Seele weigert sich, es anzurühren, sie ekelt sich vor der Krankheit meines Brotes. [8] O daß sich doch meine Bitte erfüllte und Gott mein Verlangen gewährte! [9] Daß Gott sich dazu entschlösse, mich zu zertreten, daß er seine Hand abzöge und mich vernichtete! [10] So wäre noch mein Trost, und ich würde jubeln in schonungsloser Qual, daß ich die Worte des Heiligen nicht verleugnet habe. [11] Was ist meine Kraft, daß ich warten, und was ist mein Ende, daß ich mich gedulden sollte? [12] Ist [denn] meine Kraft die Kraft von Steinen, oder ist mein Fleisch aus Bronze? [13] Ist es nicht so, daß keine [eigene] Hilfe in mir ist und [jedes] Gelingen aus mir vertrieben ist?
[14] Wer seinem Freund die Treue versagt, der verläßt die Furcht des Allmächtigen. [15] Meine Brüder haben treulos gehandelt wie ein Wildbach, wie das Bett der Wildbäche, die vergehen. [16] Sie sind trübe von Eis, der Schnee verläuft sich in sie. [17] Zur Zeit, wenn sie wasserarm werden, versiegen sie. Wenn es heiß wird, sind sie von ihrer Stelle weggetrocknet. [18] Es werden Karawanen abgelenkt von ihrem Weg, ziehen hinauf in die Öde und kommen um. [19] Die Karawanen von Tema hielten Ausschau, die Handelszüge von Saba hofften auf sie. [20] Sie wurden beschämt, weil sie [auf sie] vertraut hatten, sie kamen hin und wurden zuschanden. [21] So seid ihr jetzt für mich geworden. Ihr seht Schreckliches und fürchtet euch. [22] Habe ich etwa gesagt: Gebt mir und macht mir ein Geschenk von eurem Vermögen [23] und befreit mich aus der Hand des Bedrängers und erlöst mich aus der Hand der Gewalttätigen?
[24] Belehrt mich, so will ich schweigen! Und macht mir
klar, worin ich geirrt habe! [25] Wie könnten aufrichtige Worte
kränkend sein! Aber was weist die Zurechtweisung von euch [schon]
zurecht? [26] Gedenkt ihr Worte zurechtzuweisen? Für den Wind
sind ja die Reden eines Verzweifelnden! [27] Sogar eine Waise
würdet ihr verlosen, und um euren Freund würdet ihr feilschen.
[28] Und nun, entschließt euch! Wendet euch zu mir! Ich werde
euch doch nicht ins Angesicht lügen. [29] Kehrt doch um, damit
kein Unrecht geschieht! Ja, kehrt um, noch bin ich hier im Recht!
[30] Ist etwa Unrecht auf meiner Zunge? Oder sollte mein Gaumen
Verderben nicht spüren?
Klage über das menschliche Dasein, über sein Los und über Gottes
Unbarmherzigkeit - Bitte an Gott um Schonung
[7] Bedenke, daß mein Leben ein Hauch ist! Mein Auge wird kein Glück mehr sehen. [8] Das Auge dessen, der mich sehen will, wird mich nicht [mehr] gewahren. [Richtest du] deine Augen auf mich, so bin ich nicht [mehr]. [9] Die Wolke schwindet und vergeht; so steigt, wer in den Scheol hinabfährt, nicht wieder herauf. [10] Zu seinem Haus kehrt er nicht mehr zurück, und seine Stätte weiß nichts mehr von ihm. [11] So will auch ich meinen Mund nicht zurückhalten, will reden in der Bedrängnis meines Geistes, will klagen in der Verbitterung meiner Seele.
[12] Bin ich das Meer oder ein Seeungeheuer, daß du eine
Wache gegen mich aufstellst? [13] Wenn ich sagte: Mein Bett soll
mich trösten, mein Lager wird meinen Kummer tragen helfen! - [14]
so entmutigst du mich mit Träumen, und durch Gesichte schreckst
du mich auf, [15] so daß meine Seele Erstickung vorzieht, den Tod
[lieber hat] als meine Gebeine. [16] Ich mag nicht mehr - nicht
ewig will ich leben! Laß ab von mir! Meine Tage sind nur noch ein
Hauch. [17] Was ist der Mensch, daß du ihn groß achtest und daß
du dein Herz auf ihn richtest [18] und ihn alle Morgen
heimsuchst, ihn alle Augenblicke prüfst? [19] Wie lange [noch]
willst du nicht von mir wegblicken, nicht [einmal solange] von
mir ablassen, bis ich meinen Speichel heruntergeschluckt habe?
[20] Habe ich gesündigt? Was tat ich dir an, du Wächter der
Menschen? Warum hast du mich dir zur Zielscheibe gesetzt, und
[warum] werde ich mir zur Last? [21] Warum vergibst du [mir]
nicht mein Verbrechen und läßt meine Schuld [nicht] vorübergehen?
Denn nun werde ich mich in den Staub legen, und suchst du nach
mir, so bin ich nicht mehr.
Erste Rede des Bildad: Gottes Gerechtigkeit in Strafe und Güte -
Untergang der Gottlosen - Segen durch Buße
[2] Wie lange willst du noch so [etwas] künden, und [wie lange] sollen die Worte deines Mundes heftiger Wind sein? [3] Wird Gott [etwa] das Recht beugen, oder wird der Allmächtige die Gerechtigkeit beugen? [4] Haben deine Söhne gegen ihn gesündigt, so lieferte er sie ihrer Übertretung aus. [5] Wenn du Gott eifrig suchst und zum Allmächtigen um Gnade flehst, [6] wenn du lauter und aufrichtig bist, ja, dann wird er deinetwegen aufwachen und die Wohnung deiner Gerechtigkeit wiederherstellen. [7] Und dein Anfang wird gering [erscheinen], aber dein Ende wird er sehr groß machen. [8] Denn befrage doch die vorige Generation und habe acht auf das, was ihre Väter erforscht haben! - [9] Denn wir sind von gestern und erkennen nichts, denn ein Schatten sind unsere Tage auf der Erde. - [10] Werden diese dich nicht belehren, es dir sagen und Worte aus ihrem Herzen hervorbringen?
[11] Schießt Schilfrohr auf, wo kein Sumpf ist? Wächst Riedgras empor ohne Wasser? [12] Noch treibt es Knospen, noch ist es nicht zum Schneiden reif, da verdorrt es [schon] vor allem anderen Gras. [13] So sind die Pfade aller, die Gott vergessen; und des Ruchlosen Hoffnung geht zugrunde. [14] Seine Zuversicht ist ein dünner Faden, und ein Spinngewebe ist das, worauf er vertraut. [15] Er stützt sich auf sein Haus, aber es hält nicht stand; er hält sich daran fest, aber es bleibt nicht stehen. [16] Voll Saft steht er in der Sonne, und seine Triebe ranken sich durch seinen Garten, [17] über Steinhaufen schlingen sich seine Wurzeln, zwischen Steinen lebt er. [18] Reißt man ihn aus von seiner Stelle, so verleugnet sie ihn: Ich habe dich nie gesehen! [19] Siehe, das ist die Freude seines Weges; und aus dem Staub sproßt ein anderer hervor .
[20] Siehe, Gott wird den Rechtschaffenen nicht verwerfen
und die Übeltäter nicht an die Hand nehmen. [21] Während er
deinen Mund mit Lachen füllen wird und deine Lippen mit Jubel,
[22] werden die, die dich hassen, mit Schande bekleidet werden,
und das Zelt der Gottlosen wird nicht mehr sein.
Hiobs Antwort: Unmöglichkeit, bei Gott Recht zu erlangen
[2] Wahrlich, ich habe erkannt, daß es so ist. Und wie könnte ein Mensch vor Gott gerecht sein? [3] Wenn er Lust hat, mit ihm in einen Rechtsstreit zu treten, so könnte er ihm auf tausend nicht eins antworten. [4] Der weise ist von Herzen und stark an Kraft - wer trotzte ihm und blieb unversehrt? - [5] der Berge versetzt, ohne daß sie es erkennen, indem er sie umstürzt in seinem Zorn; [6] der aufstört die Erde von ihrer Stätte, daß ihre Säulen erzittern; [7] der zur Sonne spricht, und sie geht nicht auf, und die Sterne versiegelt er; [8] der die Himmel ausspannt, er allein, und schreitet auf den Wogen des Meeres; [9] der den Großen Bären gemacht hat, den Orion und das Siebengestirn und die Kammern des Südens; [10] der so große Dinge tut, daß sie nicht zu erforschen, und Wundertaten, daß sie nicht zu zählen sind.
[11] Siehe, er geht an mir vorüber, und ich sehe ihn nicht; und er zieht vorbei, und ich bemerke ihn nicht. [12] Siehe, er rafft dahin, und wer will ihm wehren? Wer kann zu ihm sagen: Was tust du? [13] Gott wendet seinen Zorn nicht ab, unter ihn beugten sich die Helfer Rahabs. [14] Wieviel weniger könnte ich ihm antworten, meine Worte ihm gegenüber wählen! [15] Ihm könnte ich, [auch] wenn ich im Recht wäre, nicht antworten - zu meinem Richter würde ich um Gnade flehen. [16] Wenn ich riefe und er mir antwortete, nicht würde ich glauben, daß er auf meine Stimme hörte. [17] Er, der nach mir greift im Unwetter und meine Wunden grundlos vermehrt, [18] er erlaubt mir nicht, Atem zu holen, sondern sättigt mich mit Bitterkeiten. [19] Wenn es auf Kraft des Starken ankommt, [so sagt er]: Siehe hier! - und wenn auf Recht: Wer will mich vorladen? [20] Wenn ich auch im Recht wäre, mein Mund würde mich verurteilen; wäre ich [auch] rechtschaffen, er würde mich schuldig sprechen.
[21] Rechtschaffen bin ich! Ich kümmere mich nicht um meine Seele, ich verachte mein Leben, [22] es ist eins! Darum sage ich: Den Rechtschaffenen wie den Gottlosen vernichtet er. [23] Wenn die Geißel plötzlich tötet, so spottet er über die Verzweiflung Unschuldiger. [24] Die Erde ist in die Hand des Gottlosen gegeben, das Angesicht ihrer Richter verhüllt er. Wenn er es nicht ist, wer sonst?
[25] Und meine Tage sind schneller dahin geeilt als ein Läufer, sie sind entflohen, haben nichts Gutes gesehen. [26] Sie sind vorübergezogen wie Rohrschiffe, wie ein Adler, der auf Beute herabstößt. [27] Wenn ich denke: Ich will meinen Kummer vergessen, will ein anderes Gesicht machen und fröhlich blicken, [28] so bangt mir vor allen meinen Schmerzen. Ich habe erkannt, daß du mich nicht ungestraft läßt.
[29] Ich muß ja schuldig sein! Wozu soll ich mich denn für
nichts abmühen? [30] Wenn ich mich [auch] mit Schneewasser wüsche
und meine Hände mit Lauge reinigte, [31] dann würdest du mich in
die Grube tauchen, daß sich meine eigenen Kleider vor mir
ekelten. [32] Denn er ist nicht ein Mann wie ich, daß ich ihm
antworten, daß wir zusammen vor Gericht gehen könnten. [33] Es
gibt zwischen uns keinen Schiedsmann, daß er seine Hand auf uns
beide legen könnte. [34] Er nehme seine Rute von mir weg, und
sein Schrecken ängstige mich nicht mehr, [35] so will ich reden
und ihn nicht fürchten, denn so [steht es jetzt] bei mir nicht.
Klage über Gottes Verhalten in der schweren Heimsuchung
[8] Deine Hände haben mich ganz gebildet und gestaltet um und um, und [nun] verschlingst du mich! [9] Bedenke doch, daß du mich wie Ton gestaltet hast! Und [jetzt] willst du mich zum Staub zurückkehren lassen! [10] Hast du mich nicht hingegossen wie Milch und wie Käse mich gerinnen lassen? [11] Mit Haut und Fleisch hast du mich bekleidet und mit Knochen und Sehnen mich durchflochten. [12] Leben und Gnade hast du mir gewährt, und deine Obhut bewahrte meinen Geist. [13] Doch dies verbargst du in deinem Herzen, ich habe erkannt, daß du dies im Sinn hattest: [14] Wenn ich sündigte, so würdest du mich beobachten und mich nicht von meiner Schuld freisprechen. [15] Wenn ich schuldig wäre - wehe mir! Und wäre ich im Recht, dürfte ich mein Haupt [doch] nicht erheben, gesättigt mit Schande und getränkt mit Elend. [16] Und richtete es sich auf, wie ein Löwe würdest du mich jagen und dich wieder als wunderbar an mir erweisen. [17] Du würdest neue Zeugen gegen mich aufstellen und deinen Zorn über mich vergrößern. Ein ständig sich ablösendes Heer [kämpft] gegen mich.
[18] Warum hast du mich aus dem Mutterleib hervorgezogen? Wäre ich doch umgekommen, so hätte mich kein Auge gesehen! [19] Als wenn ich nie gewesen, so wäre ich [dann]; vom Mutterschoß wäre ich zu Grabe geleitet worden!
[20] Sind meine Tage nicht [nur noch] wenige? Er lasse
[doch] ab, wende sich von mir, daß ich ein wenig fröhlich werde,
[21] ehe ich hingehe - und nicht wiederkomme - in das Land der
Finsternis und des Todesschattens, [22] in das Land, schwarz wie
die Dunkelheit, [das Land] der Finsternis - [da ist] keine
Ordnung -, und [selbst] das Hellwerden ist [dort] wie Dunkelheit!
Erste Rede des Zofar: Widerspruch gegen Hiob - Mahnung zur
rechten Schau und zur Demütigung vor dem allwissenden Gott
[2] Soll der Wortschwall nicht beantwortet werden, oder soll ein Schwätzer recht behalten? [3] Soll dein Gerede Männer zum Schweigen bringen, daß du spotten kannst und niemand [dich] beschämt? [4] Und du sagtest: Meine Lehre ist lauter, und ich war rein in deinen Augen! [5] Aber - möge Gott doch reden und seine Lippen gegen dich auftun [6] und dir die Geheimnisse der Weisheit mitteilen, daß sie wie Wunder sind für [menschliche] Klugheit! Und erkenne [doch], daß Gott dir [viel] von deiner Schuld übersieht!
[7] Kannst du die Tiefen Gottes erreichen oder die Vollkommenheit des Allmächtigen ergründen? [8] Himmelhoch [sind sie] - was kannst du tun? - tiefer als der Scheol - was kannst du erkennen? [9] Länger als die Erde ist ihr Maß und breiter als das Meer. [10] Wenn er vorüberzieht und festnimmt und [zum Gericht] versammelt, wer will ihm dann wehren? [11] Denn er erkennt die nichtswürdigen Männer und er sieht Böses, ohne daß er [darauf] achten muß. [12] Kann ein Hohlkopf Verstand gewinnen und ein Eselhengst als Mensch geboren werden?
[13] Wenn du dein Herz fest ausrichtest und deine Hände zu
ihm ausbreitest - [14] wenn Böses in deiner Hand ist, so entferne
es und laß in deinen Zelten kein Unrecht wohnen! - [15] ja, dann
wirst du dein Gesicht erheben ohne Makel und wirst
unerschütterlich sein und dich nicht fürchten. [16] Denn du wirst
die Mühsal vergessen, wirst [an sie] denken wie an
vorbeigeflossenes Wasser, [17] und heller als der Mittag wird
[dein] Leben aufgehen; mag es finster sein - wie der Morgen wird
es werden. [18] Und du wirst Vertrauen fassen, weil es Hoffnung
gibt; und du wirst Ausschau halten, in Sicherheit dich
niederlegen. [19] Und du liegst da, und niemand wird dich
aufschrecken, und viele werden deine Gunst suchen. [20] Aber die
Augen der Gottlosen werden versagen. Und [jede] Zuflucht geht
ihnen verloren, und ihre Hoffnung ist, die Seele auszuhauchen.
Hiobs Antwort: Klage über seine Freunde - Schilderung der
verkannten Macht und Weisheit Gottes
[2] Wirklich, ihr seid [die rechten] Leute, und mit euch
wird die Weisheit aussterben! [3] Auch ich habe Verstand wie ihr,
ich stehe nicht hinter euch zurück; und wer wüßte dies nicht? [4]
Zum Gespött für seine Gefährten wird der, der zu Gott rief - und
der antwortete ihm - der Gerechte, Rechtschaffene [wird] zum
Gespött! [5] Dem Unglück gebührt Verachtung, meint der Sichere,
ein Stoß denen, deren Fuß wankt! [6] Die Zelte der Verwüster
haben Ruhe, und Sicherheit gibt es für die, die Gott reizen, für
den, der Gott in seiner Hand führt. [7] Aber frage doch das Vieh,
und es wird es dich lehren, oder die Vögel des Himmels, und sie
werden es dir mitteilen, [8] oder rede zu der Erde, und sie wird
es dich lehren, und die Fische des Meeres werden es dir erzählen!
[9] Wer erkennt nicht an all diesem, daß die Hand des HERRN dies
gemacht hat? [10] In seiner Hand ist die Seele alles Lebendigen
und der Lebensatem alles menschlichen Fleisches. [11] Soll das
Ohr nicht die Worte prüfen, [wie] der Gaumen für sich die Speise
kostet? [12] Bei Greisen ist Weisheit, und Einsicht bei hohem
Alter. [13] Bei ihm ist Weisheit und Macht, sein ist Rat und
Einsicht. [14] Siehe, er reißt nieder, und es wird nicht wieder
gebaut; er schließt über jemandem zu, und es wird nicht wieder
geöffnet. [15] Siehe, er hemmt die Wasser, und sie trocknen aus;
er läßt sie los, und sie kehren das Land um. [16] Bei ihm ist
Kraft und Erfolg; sein ist, wer irrt und wer irreführt. [17] Er
führt Ratgeber beraubt weg, und Richter macht er zu Narren. [18]
Fesseln von Königen löst er auf und schlingt einen Gurt um ihre
Hüften. [19] Er führt Priester beraubt weg, und alte Geschlechter
bringt er zu Fall. [20] Bewährten [Sprechern] entzieht er die
Sprache, und Alten nimmt er die Urteilskraft. [21] Verachtung
schüttet er auf Edle, und den Gürtel der Starken lockert er. [22]
Er enthüllt Geheimnisvolles aus dem Dunkel, und Finsternis zieht
er ans Licht. [23] Er macht Völker groß und vernichtet sie; er
breitet Völker aus, und er leitet sie. [24] Den Häuptern des
Volkes im Land nimmt er den Mut, und in wegloser Einöde läßt er
sie umherirren. [25] Sie tappen in der Finsternis, wo kein Licht
ist, und er läßt sie umherirren wie einen Betrunkenen.
Warnung der Freunde vor der Gerechtigkeit Gottes - Vorsichtige
Aufforderung an Gott zum Rechtsstreit
[3] Doch ich will zum Allmächtigen reden, und vor Gott will ich mich verteidigen. [4] Ihr dagegen seid Lügendichter, Kurpfuscher, ihr alle! [5] Hieltet ihr euch doch still! Das würde euch zur Weisheit gereichen. [6] Hört doch meine Entgegnung und achtet auf die Streitreden meiner Lippen! [7] Wollt ihr für Gott Verkehrtes vorbringen und für ihn Falsches vortragen? [8] Wollt ihr seine Partei ergreifen, oder wollt ihr für Gott den Rechtsstreit führen? [9] Wird es gut für euch sein, wenn er euch erforscht? Oder wollt ihr ihn täuschen, wie man einen Menschen täuscht? [10] Hart zurechtweisen wird er euch, wenn ihr insgeheim die Person anseht. [11] Wird seine Hoheit euch nicht aufschrecken und sein Schrecken nicht auf euch fallen? [12] Was ihr vorbringt, sind Sprüche von Asche, eure Bollwerke erweisen sich als Bollwerke aus Lehm.
[13] Schweigt still vor mir, und ich will reden, was auch über mich ergehen möge! [14] Warum sollte ich mein Fleisch zwischen meine Zähne nehmen und mein Leben in meine Hand legen? [15] Siehe, er wird mich töten, ich will auf ihn warten, nur will ich meine Wege ihm ins Angesicht rechtfertigen. [16] Schon das wird mir zur Rettung sein, denn kein Ruchloser darf vor sein Angesicht kommen. [17] Hört, hört meine Rede, und meine Darlegung dringe in eure Ohren! [18] Siehe doch, ich habe den Rechtsfall vorgebracht, ich habe erkannt, daß ich recht behalten werde. [19] Wer ist der, der mit mir den Rechtsstreit führen könnte? Denn dann wollte ich schweigen und verscheiden.
[20] Nur zweierlei tue nicht mit mir, dann werde ich mich
nicht vor deinem Angesicht verbergen! [21] Entferne deine Hand
von mir, und dein Schrecken soll mich nicht ängstigen! [22] Dann
rufe, und ich will antworten, oder ich will reden, und du
erwidere mir! [23] Wie viele Sünden und Vergehen habe ich? Laß
mich mein Verbrechen und mein Vergehen wissen! [24] Warum
verbirgst du dein Angesicht und hältst mich für deinen Feind?
[25] Willst du ein verwehtes Blatt erschrecken und einem dürren
Halm nachjagen? [26] Denn Bitteres verhängst du über mich, und
die Sünden meiner Jugend läßt du mich entgelten. [27] Und meine
Füße legst du in den Block und beobachtest all meine Pfade,
zeichnest dir die Sohlen meiner Füße auf, [28] da ich doch wie
Moder zerfalle, wie ein Kleid, das die Motte zerfressen hat.
Klage über die Nichtigkeit des Menschenlebens - Vergebliches
Hoffen auf Trost nach dem Tod
[7] Denn für den Baum gibt es Hoffnung. Wird er abgehauen, so schlägt er wieder aus, und seine Triebe bleiben nicht aus. [8] Wenn seine Wurzel [auch] in der Erde altert und sein Stumpf im Staub abstirbt - [9] vom Duft des Wassers sproßt er wieder und treibt Zweige wie ein Pflänzling. [10] Ein Mann aber stirbt und liegt da; und ein Mensch verscheidet, und wo ist er [dann]? [11] Die Wasser verrinnen aus dem Meer, und der Fluß trocknet aus und versiegt; [12] so legt der Mensch sich hin und steht nicht wieder auf. Bis der Himmel nicht mehr ist, erwacht er nicht und wird nicht aufgeweckt aus seinem Schlaf.
[13] Daß du mich doch im Scheol verstecktest, mich verbärgest, bis dein Zorn sich abwendete, mir ein Ziel setztest und dann meiner gedächtest! [14] - Wenn ein Mann stirbt, wird er etwa wieder leben? - Alle Tage meines Dienstes wollte ich harren, bis meine Ablösung käme! [15] Du würdest rufen, und ich würde dir antworten, nach dem Werk deiner Hände würdest du dich sehnen. [16] Denn dann würdest du [zwar] meine Schritte zählen, aber gäbest nicht acht auf meine Sünde! [17] Mein Verbrechen wäre versiegelt in einem Bündel, und du würdest meine Schuld zudecken.
[18] Und doch, ein Berg stürzt ein, zerfällt, und ein Fels
rückt fort von seiner Stelle. [19] Wasser zerreibt Steine, seine
Fluten schwemmen den Staub der Erde hinweg. So machst du die
Hoffnung des Menschen zunichte. [20] Du überwältigst ihn für
immer, und er geht dahin; sein Gesicht entstellst du und schickst
ihn fort. [21] Kommen seine Kinder zu Ehren, er weiß es nicht,
und werden sie gering, er achtet nicht auf sie. [22] Sein Fleisch
fühlt nur noch für sich selber Schmerz, und seine Seele trauert
nur um sich.
Zweite Rede des Elifas: Er rügt Hiob wegen des ungeziemenden
Redens gegen Gott - Unheil für den Gottlosen
[2] Wird [etwa] ein Weiser windige Erkenntnis zur Antwort geben, oder wird er sein Inneres mit Ostwind füllen? [3] Wird er mit nutzlosen Worten streiten oder mit Reden, mit denen er nicht hilft? [4] Ja, du zerstörst die Gottesfurcht und beschneidest die Andacht vor Gott. [5] Denn deine Schuld belehrt deinen Mund, und du wählst die Sprache der Listigen. [6] Dein Mund verdammt dich und nicht ich; und deine Lippen sagen gegen dich aus.
[7] Bist du als Erster der Menschen geboren, oder bist du vor den Hügeln hervorgebracht worden? [8] Hörst du im Rat Gottes zu, und reißt du die Weisheit an dich? [9] Was hast du erkannt, das wir nicht erkannt hätten? Was verstehst du, das uns nicht bekannt wäre? [10] Unter uns sind auch Alte, auch Greise, reicher an Tagen als dein Vater.
[11] Sind dir die Tröstungen Gottes zu wenig oder ein Wort, das sanft mit dir [verfuhr]? [12] Was reißt dein Herz dich hin, und was rollen deine Augen, [13] daß du dein Schnauben gegen Gott kehrst und [solche] Reden aus deinem Mund hast hervorgehen lassen? [14] Was ist der Mensch, daß er rein dastehen könnte, und der von einer Frau Geborene, daß er gerecht wäre? [15] Siehe, [selbst] auf seine Heiligen vertraut er nicht, und die Himmel sind nicht rein in seinen Augen, [16] wieviel weniger der Abscheuliche und Verdorbene, der Mann, der Unrecht trinkt wie Wasser!
[17] Ich will dir verkünden, höre mir zu! Und was ich geschaut habe, will ich erzählen, [18] was die Weisen mitgeteilt und nicht verhehlt haben von ihren Vätern her - [19] ihnen allein war das Land gegeben, und kein Fremder zog in ihrer Mitte umher -:
[20] All seine Tage quält sich der Gottlose in Angst, und
eine [kleine] Zahl von Jahren ist dem Gewalttätigen aufbewahrt.
[21] Der Ton des Schreckens [gellt] in seinen Ohren, im Frieden
kommt der Verwüster über ihn. [22] Er glaubt nicht daran, aus der
Finsternis zurückkehren zu können, und er ist ausersehen für das
Schwert. [23] Er irrt umher nach Brot - wo [ist es]? Er hat
erkannt, daß sich neben ihm [schon] ein finsterer Tag bereit
hält. [24] Not und Bedrängnis schrecken ihn, sie überwältigen ihn
wie ein König, der zum Sturm bereit ist. [25] Denn er hat seine
Hand gegen Gott ausgestreckt, und dem Allmächtigen gegenüber hat
er sich überheblich gebärdet. [26] Mit [hartem] Nacken rannte er
gegen ihn an, mit der Dicke seiner Schildbuckel. [27] Denn er hat
sein Gesicht bedeckt mit seinem Fett und Speck an der Lende
angesetzt, [28] und er bewohnte zerstörte Städte, Häuser, in
denen man nicht wohnen soll, die zu Steinhaufen bestimmt waren.
[29] Er wird nicht reich, und sein Vermögen hat keinen Bestand;
und nicht neigt sich zur Erde seine Ähre. [30] Er entweicht der
Finsternis nicht; seine Triebe dörrt die Flamme aus, und er muß
weichen beim Hauch seines Mundes. [31] Er verlasse sich nicht auf
Nichtiges, er wird irregeführt; denn Nichtiges wird sein
Eintausch dafür sein. [32] Wenn sein Tag noch nicht da ist, so
erfüllt es sich [schon]; und sein Sproß wird nicht grün. [33] Wie
der Weinstock stößt er seine unreifen Trauben ab, und wie der
Olivenbaum wirft er seine Blüte ab. [34] Denn die Schar des
Ruchlosen ist unfruchtbar, und Feuer frißt die Zelte der
Bestechung. [35] Sie sind schwanger mit Mühsal und gebären
Unrecht, und ihr Inneres bereitet Verrat.
Hiobs Antwort: Leidiger Trost der Freunde - Trotz Schuldlosigkeit
Behandlung als Sünder durch Gott und Menschen - Warten auf Gottes
Wirken nach dem Tod
[2] Ich habe so etwas [nun] viel gehört. Mühsame Tröster seid ihr alle! [3] Haben die windigen Worte [nun] ein Ende? Oder was reizt dich, daß du antwortest? [4] Auch ich könnte reden wie ihr. Wäret ihr doch an meiner Stelle! Dann könnte ich mit Worten gegen euch glänzen und meinen Kopf über euch schütteln. [5] Ich wollte euch stärken mit meinem Mund, und das Beileid meiner Lippen würde ich nicht zurückhalten.
[6] Wenn ich rede, so wird mein Schmerz nicht gehemmt; und unterlasse ich es - was weicht [dann] von mir? [7] Ja, jetzt hat er mich müde gemacht. Du hast meine ganze Umgebung menschenleer gemacht. [8] Und du hast mich gepackt, das zeugt gegen mich. Und meine Abmagerung tritt als Zeuge gegen mich auf, mir ins Angesicht sagt sie aus. [9] Sein Zorn zerfleischte [mich] und feindete mich an, er knirschte mit seinen Zähnen gegen mich, als mein Feind schärft er seine Augen gegen mich. [10] Ihren Mund haben sie gegen mich aufgesperrt, mit Schmähung meine Backen geschlagen; gemeinsam rotten sie sich gegen mich zusammen. [11] Gott gibt mich dem Ungerechten preis, und in die Hände der Gottlosen stürzt er mich. [12] Ich war sorglos, da hat er mich aufgerüttelt, und er packte mich beim Nacken und zerschmetterte mich, und er stellte mich für sich als Zielscheibe auf. [13] Seine Geschosse umfliegen mich. Er spaltet meine Nieren und empfindet kein Mitleid, er schüttet meine Galle auf die Erde. [14] Bresche auf Bresche reißt er in mich. Er rennt gegen mich an wie ein Krieger. [15] Ich habe Sacktuch über meine Haut genäht und mein Horn in den Staub gesenkt. [16] Mein Gesicht glüht vom Weinen, und auf meinen Wimpern liegt Finsternis, [17] obwohl keine Gewalttat an meinen Händen [klebt] und mein Gebet lauter ist.
[18] Erde, decke mein Blut nicht zu, und für meinen
Klageschrei sei kein Ruheplatz da! [19] Auch jetzt [noch] -
siehe, im Himmel ist mein Zeuge und mein Fürsprecher in der Höhe.
[20] Meine Gefährten verspotten mich. Zu Gott blickt mein Auge
mit Tränen auf, [21] daß er Recht schaffe für einen Mann gegen
Gott und für einen Menschensohn gegen seine Gefährten. [22] Denn
es kommen nur noch wenige Jahre, und ich werde einen Weg gehen,
von dem ich nicht zurückkomme.
Gründe für Gottes Eintreten - Abweisen der Reden der Freunde als
töricht in Erwartung des Grabes
[6] Und er hat mich hingestellt zum Spott der Leute, und zum
Anspeien ins Gesicht bin ich [gut]. [7] Und mein Auge ist trübe
geworden vor Gram, und all meine Glieder sind wie ein Schatten.
[8] Die Aufrichtigen werden sich darüber entsetzen, und der
Schuldlose wird sich über den Ruchlosen aufregen. [9] Doch der
Gerechte wird an seinem Weg festhalten, und der, dessen Hände
rein sind, wird an Stärke zunehmen. [10] Aber ihr alle, kommt nur
wieder her! Einen Weisen finde ich doch nicht unter euch. [11]
Meine Tage sind vorüber, zerrissen sind meine Pläne, die Wünsche
meines Herzens. [12] Die Nacht machen sie zum Tage, das Licht
[soll mir] näher [sein] als die Finsternis. [13] Nichts hoffe ich
mehr! Der Scheol ist mein Haus, in der Finsternis habe ich mein
Lager ausgebreitet. [14] Zum Grab sage ich: Du bist mein Vater!
Zur Made: Meine Mutter und meine Schwester! [15] Wo ist denn nun
meine Hoffnung? Ja, meine Hoffnung, wer wird sie schauen? [16]
Sie fährt mit mir hinab zum Scheol, wenn wir miteinander in den
Staub sinken.
Zweite Rede des Bildad: Unwillen über Hiobs anmaßendes Reden -
Unvermeidlicher Untergang der Gottlosen
[2] Wie lange wollt ihr den Worten Grenzen setzen? Nehmt Einsicht an, und danach wollen wir reden! [3] Warum werden wir denn für Vieh gehalten, sind dumm in deinen Augen? [4] Du, der sich selbst zerfleischt in seinem Zorn, soll um deinetwillen die Erde verlassen werden, ein Fels von seiner Stelle wegrücken?
[5] Doch das Licht des Gottlosen wird erlöschen, und die
Flamme seines Feuers wird nicht leuchten. [6] Das Licht in seinem
Zelt wird finster, und seine Leuchte erlischt über ihm. [7]
Gehemmt werden seine kräftigen Schritte, und sein eigener
Ratschlag wird ihn stürzen. [8] Denn durch seine eigenen Füße
wird er ins Netz getrieben, und auf Fallgittern geht er einher.
[9] Das Klappnetz wird seine Ferse festhalten, die Schlinge ihn
packen. [10] Sein Strick ist verborgen in der Erde und die Falle
für ihn auf dem Pfad. [11] Ringsum jagen ihn plötzliche Schrecken
auf, sie hetzen ihn auf Schritt und Tritt. [12] Sein Reichtum
wird zum Hunger, und das Verderben steht an seiner Seite bereit.
[13] Stücke von seiner Haut wird er fressen, seine Glieder wird
er fressen, der Erstgeborene des Todes. [14] Von seinem Zelt, wo
er sich sicher fühlte, wird er fortgerissen, und es treibt ihn
zum König der Schrecken. [15] Was nicht sein ist, wird in seinem
Zelt wohnen, auf seine Wohnstätte wird Schwefel gestreut werden.
[16] Von unten werden seine Wurzeln verdorren, und von oben wird
sein Gezweig abwelken. [17] Sein Andenken verschwindet von der
Erde, und weit und breit hat er keinen Namen. [18] Man stößt ihn
aus dem Licht in die Finsternis und verjagt ihn aus der Welt.
[19] Er wird keinen Sproß und keinen Nachkommen haben in seinem
Volk, noch wird ein Entkommener in seinen Schutzorten sein. [20]
Über seinen [Gerichts]tag entsetzen sich die Leute im Westen, und
die im Osten packt Schauder. [21] Ja, dies sind sie Wohnungen des
Übeltäters, und dies ist die Stätte dessen, der Gott nicht
erkennt.
Hiobs Antwort: Klage über die Härte der Freunde, über das zu
Unrecht zugefügte Leid - Gewißheit über den Erlöser
[2] Wie lange wollt ihr meine Seele plagen und mich mit Worten zerschlagen? [3] Schon zehnmal habt ihr mich beschimpft. Ihr schämt euch nicht, ihr setzt mir hart zu. [4] Und habe ich auch wirklich geirrt, so bleibt [doch] mein Irrtum bei mir. [5] Wenn ihr wirklich gegen mich großtun und mir meine Schande vorhalten wollt, [6] so erkennt denn, daß Gott mich irregeführt und sein Fangseil um mich gezogen hat.
[7] Siehe, ich schreie: Unrecht! - und werde nicht erhört. Ich rufe um Hilfe, und da ist kein Recht. [8] Er hat meinen Weg verschüttet, und ich kann nicht hinüber; und auf meine Pfade legt er Finsternis. [9] Meine Ehre hat er mir ausgezogen und weggenommen die Krone meines Hauptes. [10] Er hat mich abgebrochen ringsum, so daß ich vergehe, und hat meine Hoffnung ausgerissen wie einen Baum. [11] Und seinen Zorn ließ er gegen mich entbrennen und achtete mich seinen Feinden gleich. [12] Vereint kamen seine Scharen und bahnten ihren Weg gegen mich und lagerten sich rings um mein Zelt. [13] Meine Brüder hat er von mir entfernt, und meine Bekannten sind mir ganz entfremdet. [14] Meine Verwandten bleiben aus, und meine Vertrauten haben mich vergessen. [15] Die Schutzbefohlenen meines Hauses und meine Mägde halten mich für einen Fremden; ein Ausländer bin ich in ihren Augen geworden. [16] Meinen Knecht rufe ich, und er antwortet nicht; mit meinem Mund muß ich ihn anflehen. [17] Mein Atem ist meiner Frau widerlich, und stinkend bin ich den Kindern meiner Mutter. [18] Selbst Buben verachten mich. Will ich aufstehen, so wenden sie sich von mir ab. [19] Alle meine Vertrauten verabscheuen mich, und die, die ich liebte, haben sich gegen mich gewendet. [20] Mein Gebein klebt an meiner Haut und an meinem Fleisch, und an der Haut meiner Zähne bin ich kahl geworden.
[21] Erbarmt euch über mich, erbarmt euch über mich, ihr meine Freunde! Denn die Hand Gottes hat mich getroffen. [22] Warum jagt ihr mir nach wie Gott und könnt von meinem Fleisch nicht satt werden? [23] O daß doch meine Worte aufgeschrieben würden! Daß sie in ein Buch [kämen] und aufgezeichnet würden, [24] mit eisernem Griffel und Blei in den Felsen gehauen würden auf ewig!
[25] Doch ich weiß: Mein Erlöser lebt; und als der letzte
wird er über dem Staub stehen. [26] Und nachdem man meine Haut so
zerschunden hat, werde ich doch aus meinem Fleisch Gott schauen.
[27] Ja, ich werde ihn für mich sehen, und meine Augen werden
[ihn] sehen, aber nicht als Fremden. Meine Nieren verschmachten
in meinem Innern. [28] Wenn ihr sagt: Wie wollen wir ihm
nachjagen! - und daß die Wurzel der Sache in mir zu finden sei,
[29] so fürchtet euch selbst vor dem Schwert! Denn das Schwert
ist der Grimm, [der über] die Sünden [kommt], damit ihr erkennt:
Es gibt einen Richter.
Zweite Rede des Zofar: Kurze Freude der Gottlosen vor ihrem
Untergang
[2] Darum geben meine beunruhigenden Gedanken mir Antwort, und deswegen bin ich innerlich erregt: [3] Eine Mahnung, mir zur Schande, höre ich, aber der Geist aus meiner Einsicht antwortet mir.
[4] Hast du nicht von jeher das erkannt, seitdem [Gott] Menschen auf die Erde gesetzt hat, [5] daß der Jubel der Gottlosen von kurzer Dauer und die Freude des Ruchlosen für einen Augenblick war? [6] Stiege auch seine Hoheit bis zum Himmel hinauf, und rührte sein Haupt an die Wolken, [7] gleich seinem Kot vergeht er auf ewig. Die ihn gesehen haben, sagen: Wo ist er? [8] Wie ein Traum verfliegt er, und man findet ihn nicht, und er wird weggescheucht wie ein Nachtgesicht. [9] Das Auge hat ihn erblickt, doch nun nicht mehr, und seine Stätte gewahrt ihn nicht mehr. [10] Seine Söhne müssen die Geringen gütig stimmen und seine Hände sein Vermögen zurückgeben. [11] Waren seine Glieder [auch] voll seiner Jugendkraft, so liegt sie [nun] mit ihm im Staub.
[12] Wenn das Böse auch in seinem Mund süß schmeckte, er es
verbarg unter seiner Zunge, [13] es aufsparte und nicht fahren
ließ und es zurückhielt unter seinem Gaumen, [14] so hat sich
seine Speise [doch] in seinen Eingeweiden verwandelt. Viperngalle
ist in seinem Innern. [15] Reichtum hat er verschlungen, doch
erbricht er ihn [wieder]: aus seinem Bauch treibt Gott ihn
heraus. [16] Viperngift sog er ein; die Zunge der Giftschlange
bringt ihn um. [17] Nicht sehen darf er die Bäche, die flutenden
Ströme von Honig und Milch. [18] Den Ertrag gibt er zurück und
darf ihn nicht verschlingen. An dem Reichtum, den er erwarb, darf
er sich nicht freuen. [19] Denn die Geringen hat er mißhandelt,
verlassen. Häuser hat er an sich gerissen und wird sie nicht
ausbauen. [20] Denn er kannte keine Ruhe in seinem Innern; mit
seinem Kostbarsten wird er nicht entrinnen. [21] Vor seiner
Freßgier gab es kein Entrinnen; darum wird sein Wohlstand keinen
Bestand haben. [22] In der Fülle seines Überflusses wird er in
Bedrängnis geraten; die Hand jedes Notleidenden wird über ihn
kommen. [23] Es wird geschehen: Um seinen Bauch zu füllen, wird
Gott die Glut seines Zorns gegen ihn senden und [sie] auf ihn
regnen lassen, auf seinen Körper. [24] Flieht er vor eisernen
Waffen, durchbohrt ihn der Bogen aus Bronze. [25] Er zückt [den
Pfeil], da tritt er [schon] aus dem Rücken hervor und das
blitzende Eisen aus seiner Galle! Er geht dahin, Schrecken über
ihm! [26] Alle Finsternis ist aufgespart für seine aufgesparten
[Schätze]. Ein Feuer, das nicht angefacht ist, wird ihn fressen.
Übel wird es dem ergehen, der in seinem Zelt übriggeblieben ist.
[27] Der Himmel wird seine Schuld enthüllen, und die Erde wird
sich gegen ihn erheben. [28] Der Ertrag seines Hauses muß
fortgehen, wird zerrinnen am Tag seines Zorns. [29] Das ist das
Teil des gottlosen Menschen von Gott und das ihm von Gott
zugesprochene Erbe.
Hiobs Antwort: Wohlergehen der Gottlosen - Gottes Willkür im
Austeilen von Glück und Unglück - Kein Gericht über die Gottlosen
[2] Höret, hört meine Rede! Das wäre [wahrer] Trost von euch! [3] Ertragt mich, dann will ich reden, und nachdem ich geredet habe, magst du spotten. [4] [Trage] ich mein Anliegen etwa einem Menschen vor? Oder warum sollte ich nicht ungeduldig sein? [5] Wendet euch zu mir und schaudert und legt die Hand auf den Mund!
[6] Ja, wenn ich daran denke, so bin ich bestürzt, und Erbeben packt mein Fleisch. [7] Warum leben die Gottlosen, werden alt, nehmen gar noch zu an Macht? [8] Ihre Nachkommen stehen fest vor ihnen so gut wie sie, und ihre Sprößlinge sind vor ihren Augen. [9] Ihre Häuser haben Frieden ohne Furcht, und Gottes Rute ist nicht über ihnen. [10] Sein Stier bespringt und verfehlt nicht, seine Kuh kalbt ohne Fehlgeburt. [11] Ihre Buben schicken sie aus wie eine Schafherde, und ihre Kinder hüpfen umher. [12] Sie erheben [ihre Stimme] bei Tamburin und Zither und sind fröhlich beim Klang der Flöte. [13] Im Glück genießen sie ihre Tage, und in Ruhe sinken sie in den Scheol hinab. [14] Und doch sagen sie zu Gott: Weiche von uns! Und an der Erkenntnis deiner Wege haben wir kein Gefallen. [15] Was ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten, und was hilft es uns, daß wir [mit Bitten] in ihn dringen? [16] Siehe, steht nicht ihr Glück in ihrer Hand? Der Rat der Gottlosen sei fern von mir!
[17] Wie oft erlischt [denn] die Leuchte der Gottlosen und kommt über sie ihr Verderben, [wie oft] teilt er Vernichtung zu in seinem Zorn? [18] [Wie oft denn] werden sie wie Stroh vor dem Wind und wie Spreu, die der Sturmwind entführt? [19] Bewahrt Gott sein Unheil auf für seine Kinderßîß? Er vergelte ihm selbst, daß er es fühle! [20] Seine [eigenen] Augen sollen seinen Verfall sehen, und vom Zorn des Allmächtigen trinke er! [21] Denn was liegt ihm an seinem Haus nach ihm, wenn die Zahl seiner Monate zu Ende ist?
[22] Kann man Gott Erkenntnis lehren, ihn, der [selbst] die Erhabenen richtet? [23] Dieser stirbt in seiner Vollkraft, ganz ungestört und ruhig. [24] Seine Schenkel sind voll Fett, und das Mark seiner Gebeine ist [wohl]getränkt. [25] Und jener stirbt mit bitterer Seele und hat nichts vom Glück genossen. [26] Zusammen liegen sie im Staub, und Gewürm deckt sie zu.
[27] Siehe, ich erkenne eure Gedanken, und die Anschläge,
die ihr gegen mich ersinnt. [28] Denn ihr sagt: Wo ist das Haus
des Edlen und wo das Zelt, die Wohnung der Gottlosen? [29] Habt
ihr die nicht befragt, die des Weges vorüberziehen? Und habt ihr
ihre Zeichen nicht genau betrachtet: [30] daß der Böse am Tag des
Verderbens verschont wird, daß sie am Tag des Grimms [in
Sicherheit] geleitet werden? [31] Wer wird ihm ins Gesicht seinen
Weg vorhalten? Und hat er gehandelt, wer wird ihm vergelten? [32]
Er aber, er wird zu den Gräbern geleitet, und auf dem Grabhügel
hält man Wache. [33] Süß sind ihm die Schollen des Tales. Und
alle Welt zieht hinter ihm her, auch vor ihm ohne Zahl. [34] Wie
tröstet ihr mich nun mit Dunst? Und von euren Einwänden bleibt
[nur] Trug übrig.
Dritte Rede des Elifas: Hiobs selbstverschuldetes Elend - Aufruf
zur Buße
[2] Kann denn ein Mann Gott Nutzen bringen? Vielmehr sich selbst bringt der Einsichtige Nutzen. [3] Ist es dem Allmächtigen von Wert, wenn du gerecht bist, oder ist es ihm ein Gewinn, wenn du deine Wege vollkommen machst? [4] Für deine [Gottes]furcht sollte er dich strafen, mit dir vor Gericht gehen? [5] Ist nicht deine Bosheit vielfältig und ohne Ende deine Schuld? [6] Denn du pflegtest deinen Bruder ohne Grund zu pfänden, und die Kleider zogest du den Nackten aus. [7] Nicht [einmal] Wasser gabst du dem Durstigen zu trinken, und dem Hungrigen verweigertest du Brot. [8] Und dem Mann der Faust gehört das Land, und der Angesehene darf darin wohnen. [9] Die Witwen hast du mit leeren Händen weggeschickt, und die Arme der Waisen sind zerschlagen. [10] Darum sind rings um dich her Fallen, und in Bestürzung versetzt dich plötzlicher Schrecken [11] oder Finsternis, [in der] du nichts sehen kannst, und Wasserflut, die dich bedeckt.
[12] Ist Gott nicht so hoch wie die Himmel? Schau an die höchsten Sterne, wie hoch sie sind! [13] Und du sagst: Was weiß denn Gott? Kann er durch das Wolkendunkel hindurch richten? [14] Die Wolken sind ihm ein Versteck, daß er nichts sieht, und am Kreis des Himmels wandelt er. - [15] Willst du dem Pfad der Vorzeit folgen, den die Frevler betraten, [16] die gepackt wurden vor der Zeit - ein Strom hat ihr Fundament weggerissen -, [17] die zu Gott sagten: Weiche von uns! - und: Was kann der Allmächtige uns schon tun? [18] Und er hatte ihre Häuser [doch] mit Gutem erfüllt! - Aber von mir bleibe fern der Rat der Gottlosen! - [19] Die Gerechten sehen es und freuen sich, und der Schuldlose verspottet sie: [20] Fürwahr, unsere Gegner sind vernichtet, und ihren Rest hat das Feuer gefressen!
[21] Söhne dich doch aus mit ihm und halte Frieden! Dadurch
kommt zu dir [dann] wieder Gutes. [22] Nimm aus seinem Mund doch
Weisung an und lege seine Worte dir ins Herz! [23] Wenn du
umkehrst zum Allmächtigen, wirst du wieder aufgebaut, hältst du
Unrecht fern von deinem Zelt. [24] Wirf in den Staub das Golderz
und in den Kies der Bäche [dein Gold aus] Ofir, [25] so wird der
Allmächtige dir dein Golderz und erlesenes Silber sein. [26] Denn
dann wirst du am Allmächtigen deine Lust haben und zu Gott dein
Gesicht erheben. [27] Du wirst zu ihm beten, und er wird dich
erhören; und deine Gelübde wirst du erfüllen. [28] Beschließt du
eine Sache, wird sie zustande kommen, und über deinen Wegen
leuchtet Licht auf. [29] Denn er erniedrigt hochmütiges Reden,
aber dem mit niedergeschlagenen Augen hilft er. [30] [Selbst] den
nicht Schuldlosen wird er retten; ja, er wird gerettet durch die
Reinheit deiner Hände.
Hiobs Antwort: Klage über Gott wegen mangelnder Möglichkeit zur
Rechtfertigung
[2] Auch heute ist Widerspruch mein Anliegen. Seine Hand lastet schwer auf meinem Seufzen. [3] Ach, daß ich wüßte, wie ich ihn finden und zu seiner Stätte kommen könnte! [4] Ich wollte vor ihm den Rechtsfall darlegen und meinen Mund mit Beweisgründen füllen. [5] Ich möchte [gern] die Worte wissen, die er mir [dann] antwortet, und erfahren, was er zu mir sagt. [6] Ob er in der Fülle [seiner] Kraft wohl den Rechtsstreit mit mir führen würde? Nein, gerade er wird auf mich achten. [7] Dort würde sich ein Redlicher mit ihm auseinandersetzen, und entkommen werde ich für immer meinem Richter. [8] Siehe, gehe ich nach vorn, so ist er nicht da, nach hinten, so bemerke ich ihn nicht, [9] nach links, sein Tun schaue ich nicht, biege ich ab nach rechts, so sehe ich ihn nicht.
[10] Denn er kennt den Weg, der bei mir ist. Prüfte er mich,
wie Gold ginge ich hervor. [11] An seinem Schritt hat mein Fuß
festgehalten, seinen Weg habe ich bewahrt und bin nicht
abgewichen. [12] Vom Gebot seiner Lippen ließ ich nicht ab; mehr
als es meine Pflicht gewesen wäre, wahrte ich die Worte seines
Mundes. [13] Doch er, der Eine - wer kann [ihm] wehren? -, er
tut, was seine Seele begehrt. [14] Ja, er wird vollenden, was für
mich bestimmt ist; und dergleichen hat er vieles [noch] im Sinn.
[15] Bestürzt bin ich darum vor seinem Angesicht; erwäge ich es,
so bebe ich vor ihm. [16] Gott hat mein Herz verzagt gemacht, und
der Allmächtige hat mich in Bestürzung versetzt. [17] Doch werde
ich nicht zum Schweigen gebracht vor Finsternis, noch von mir
selbst, den Dunkelheit bedeckt.
Unbegreifliche Nachsicht Gottes mit den Gottlosen
[13] Jene gehören zu den Feinden des Lichtes, nichts wollen sie von seinen Wegen wissen und bleiben nicht auf seinen Pfaden. [14] Vor dem Tageslicht steht der Mörder auf, um den Elenden und Armen zu töten, und in der Nacht geht der Dieb um. [15] Auch des Ehebrechers Auge lauert auf die Abenddämmerung, indem er sagt: Kein Auge kann mich dann erspähen. Und eine Hülle legt er aufs Gesicht. [16] Man bricht im Dunkeln in die Häuser ein. Bei Tage schließen sie sich ein, Licht kennen sie nicht. [17] Denn ihnen allen miteinander [gilt] als Morgen die Finsternis; ja, [jeder von ihnen] kennt die Schrecken der Finsternis.
[18] Leicht [treibt] er [dahin wie] auf der Oberfläche des
Wassers, verflucht wird ihr Feld auf Erden; nicht [mehr] schlägt
er den Weg zu den Weinbergen ein. [19] Dürre und Hitze raffen
Schneewasser weg; [so] der Scheol [alle], die gesündigt haben.
[20] Ihn vergißt der Mutterleib. Gewürm labt sich an ihm, nie
mehr wird seiner gedacht - so muß das Unrecht wie Holz zerbrechen
-, [21] er, der sich mit der Unfruchtbaren eingelassen hatte, die
nicht gebiert, und der Witwe nichts Gutes erwies. [22] [Gott]
erhält durch seine Kraft den Mächtigen am Leben; der steht auf,
auch [wenn] er [schon] des Lebens nicht mehr sicher war. [23] Er
gibt ihm Sicherheit, und der weiß sich gestützt. Und seine Augen
[wachen] über ihren Wegen. [24] Sie kommen hoch - ein wenig, dann
ist es aus. Sie werden erniedrigt, wie alle [andern]
zusammengerafft und wie der Kopf der Ähre abgeschnitten. [25] Ist
es denn nicht so? Wer will mich Lügen strafen und meine Rede
zunichte machen?
Dritte Rede des Bildad: Keine Gerechtigkeit der Menschen vor Gott
[2] Herrschaft und Schrecken sind bei ihm, der Frieden
schafft in seinen Höhen. [3] Gibt es eine Zahl für seine Scharen?
Und über wem erhebt sich nicht sein Licht? [4] Wie könnte ein
Mensch gerecht sein vor Gott, und wie könnte rein dastehen ein
von der Frau Geborener? [5] Siehe, selbst der Mond scheint nicht
hell, und die Sterne sind nicht rein in seinen Augen, [6]
geschweige denn der Mensch, die Made, und das Menschenkind, der
Wurm!
Hiobs Antwort: Anerkenntnis der unfaßbaren Majestät Gottes
[2] Wie hast du doch dem beigestanden, der keine Kraft hat, hast dem Arm geholfen, der nicht stark ist! [3] Wie hast du den beraten, der keine Weisheit hat, und Gelingen in Fülle geoffenbart! [4] Wem hast du [denn deine] Worte mitgeteilt, und wessen Geist ist von dir ausgegangen?
[5] [Vor Gott] beben die Schatten unter den Wassern und
ihren Bewohnern. [6] Nackt [liegt] der Scheol vor ihm, und keine
Hülle hat der Abgrund. [7] Er spannt den Norden aus über der
Leere, hängt die Erde auf über dem Nichts. [8] In seine Wolken
bindet er die Wasser ein, daß unter ihnen das Gewölk nicht reißt.
[9] Er versperrt den Anblick [seines] Thrones, indem er sein
Gewölk darüber ausbreitet. [10] Eine Schranke hat er als Kreis
über der Fläche der Wasser gezogen bis zum äußersten Ende von
Licht und Finsternis. [11] Die Säulen des Himmels wanken und
erstarren vor seinem Drohen. [12] Durch seine Kraft hat er das
Meer erregt und durch seine Einsicht Rahab zerschmettert. [13]
Durch seinen Hauch wird der Himmel heiter, seine Hand hat die
schnelle Schlange durchbohrt. [14] Siehe, das sind die Säume
seiner Wege; und wie wenig hören wir von ihm! Doch den Donner
seiner Machttaten, wer versteht ihn?
Hiobs Schlußrede: Beteuerung seiner Unschuld - Vergängliches
Glück der Gottlosen
[2] So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzogen, und der Allmächtige, der meine Seele bitter gemacht hat, - [3] ja, solange noch irgend etwas von meinem Atem in mir ist und Gottes Hauch in meiner Nase -: [4] Wenn meine Lippen Unrecht reden und wenn meine Zunge Trug ausspricht! [5] Fern sei es von mir, euch recht zu geben. Bis ich verscheide, lasse ich meine Rechtschaffenheit nicht von mir weichen. [6] An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und werde sie nicht fahren lassen; mein Herz schmäht nicht einen von meinen Tagen. [7] Meinem Feind ergehe es wie dem Gottlosen und [dem], der gegen mich auftritt, wie dem Übeltäter. [8] Denn was ist des Ruchlosen Hoffnung, wenn sein Leben ein Ende findet, wenn Gott seine Seele nimmt? [9] Wird Gott sein Hilfegeschrei hören, wenn die Not über ihn kommt? [10] Oder wird er an dem Allmächtigen seine Lust haben, Gott anrufen zu jeder Zeit?
[11] Ich will euch belehren über Gottes Tun, was der
Allmächtige im Sinn hat, nicht verhehlen. [12] Siehe, ihr selbst
habt es alle geschaut, warum denn schwatzt ihr so nichtiges Zeug?
[13] Dies ist das Los des gottlosen Menschen bei Gott und das
Erbe der Gewalttätigen, das sie vom Allmächtigen empfangen: [14]
Wenn seine Söhne zahlreich werden, dann für das Schwert, und
seine Sprößlinge können sich nicht satt essen an Brot. [15] Seine
Übriggebliebenen werden vom Tod begraben, und seine Witwen weinen
nicht. [16] Wenn er [auch] Silber aufschüttet wie Staub und
Kleider aufstapelt wie Lehm, - [17] er stapelt sie [zwar] auf,
aber der Gerechte bekleidet sich [damit], und das Silber teilt
der Schuldlose auf. [18] Er hat sein Haus gebaut wie die Motte
und der Laubhütte gleich, die ein Wächter [sich] macht. [19]
Reich legt er sich hin, und nichts ist ihm genommen. Er schlägt
die Augen auf, da ist es nicht mehr. [20] Wie Wasser erreichen
ihn jähe Schrecken, des Nachts entführt ihn ein Sturmwind. [21]
Der Ostwind hebt ihn empor, daß er dahinfährt, und reißt ihn weg
von seiner Stätte. [22] Er stürzt sich auf ihn ohne Schonung; vor
seiner Gewalt will er flüchtend entfliehen. [23] Man klatscht
über ihn in die Hände und pfeift seinetwegen von seiner Stätte
aus.
Natürlicher Zugang zu den Schätzen der Erde, aber kein Zugang zur
Weisheit als nur durch Gottesfurcht
[12] Aber die Weisheit, wo kann man sie finden, und wo ist denn die Fundstätte der Einsicht? [13] Kein Mensch erkennt ihren Wert, und im Land der Lebendigen wird sie nicht gefunden. [14] Die Tiefe sagt: In mir ist sie nicht! - und das Meer sagt: Nicht bei mir! [15] Geläutertes Gold kann für sie nicht gegeben und Silber nicht abgewogen werden als Kaufpreis für sie. [16] Sie wird nicht aufgewogen mit Gold aus Ofir, mit kostbarem Schoham-Stein oder Saphir. [17] Gold und Glas sind ihr nicht vergleichbar, noch läßt sie sich eintauschen gegen ein goldenes Gerät. [18] Korallen und Bergkristall brauchen gar nicht erwähnt zu werden; und ein Beutel [voller] Weisheit ist mehr [wert] als [ein Beutel voller] Perlen. [19] Nicht vergleichbar mit ihr ist Topas aus Kusch; mit dem reinsten Gold wird sie nicht aufgewogen. [20] Die Weisheit nun, woher kommt sie, und wo denn ist die Fundstätte der Einsicht? [21] Verhüllt ist sie vor den Augen alles Lebendigen, und vor den Vögeln des Himmels ist sie verborgen. [22] Der Abgrund und der Tod sagen: [Nur] vom Hörensagen haben wir mit unsern Ohren von ihr gehört.
[23] Gott ist es, der Einsicht hat in ihren Weg, und er
kennt ihre Stätte. [24] Denn nur er blickt bis zu den Enden der
Erde. Unter dem ganzen Himmel schaut er aus, [25] um dem Wind ein
Gewicht zu bestimmen; und die Wasser begrenzte er mit einem Maß.
[26] Als er dem Regen eine Ordnung bestimmte und einen Weg der
donnernden Gewitterwolke, [27] da sah er sie und verkündigte sie,
er stellte sie hin und erforschte sie auch. [28] Und zu dem
Menschen sprach er: Siehe, die Furcht des Herrn, sie ist
Weisheit, und vom Bösen weichen, [das] ist Einsicht.
Hiobs Selbstgespräch: Sein früheres Glück, Gottes Segen und
Anerkennung seitens der Menschen
[2] O daß ich wäre wie in den früheren Monaten, wie in den Tagen, da Gott mich behütete! - [3] als seine Leuchte über meinem Haupt schien, als ich bei seinem Licht durch die Finsternis ging; [4] wie ich war in den Tagen meiner Jugend, als über meinem Zelt Gottes Rat [waltete], [5] als der Allmächtige noch mit mir war, meine Söhne mich umgaben; [6] als meine Schritte sich in Dickmilch badeten, und der Fels neben mir Bäche von Öl ausgoß! [7] Ging ich durch das Tor in die Stadt hinauf, stellte ich meinen Sitz auf dem [öffentlichen] Platz auf. [8] Sahen mich [dann] die jungen Männer, so verbargen sie sich, und die Greise erhoben sich, blieben stehen. [9] Die Obersten hielten die Worte zurück und legten die Hand auf ihren Mund. [10] Die Stimme der führenden Männer verstummte, und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. [11] Hörte [mich] ein Ohr, so pries es mich glücklich, und sah [mich] ein Auge, so legte es Zeugnis für mich ab. [12] Denn ich befreite den Elenden, der um Hilfe rief, und die Waise, die keinen Helfer hattee. [13] Der Segenswunsch des Mutlosen kam auf mich, und das Herz der Witwe ließ ich jauchzen. [14] Ich kleidete mich in Gerechtigkeit, mich bekleidete wie ein Oberkleid und Kopfbund mein Recht. [15] Auge wurde ich dem Blinden, und Fuß dem Lahmen war ich! [16] Ein Vater war ich für die Armen, und den Rechtsstreit dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich. [17] Und ich zerschmetterte die Kinnladen des Übeltäters, und seinen Zähnen entriß ich die Beute. [18] Und ich sagte [mir]: Mit meinem Nest werde ich verscheiden und wie der Phönix meine Tage zahlreich machen. [19] Meine Wurzel wird geöffnet sein zum Wasser hin, und der Tau wird auf meinem Gezweig übernachten. [20] Meine Ehre wird frisch bei mir bleiben, und mein Bogen in meiner Hand wird sich verjüngen.
[21] Man hörte mir zu und wartete und verhielt sich still
gegenüber meinem Rat. [22] Hatte ich geredet, so sagte man nichts
mehr [dagegen], und auf sie träufelte meine Rede. [23] Und sie
warteten auf mich wie auf Regen und sperrten ihren Mund auf [wie]
nach Spätregen. [24] Lächelte ich denen zu, die kein Vertrauen
hatten, dann nahmen sie das Leuchten meines Gesichts auf. [25]
Ich wählte für sie den Weg aus und saß als Haupt und thronte wie
ein König unter der Kriegsschar wie einer, der Trauernde tröstet.
Sein jetziges Elend, Verachtung durch die Menschen, Gottes
feindliche Gesinnung - Berechtigung zur Klage
[9] Und nun bin ich ihr Spottlied geworden, ich wurde für sie zum Gerede. [10] Sie verabscheuen mich, haben sich von mir entfernt, und nicht mit Speichel für mein Gesicht gespart. [11] Denn er hat meine Bogensehne gelöst und mich gedemütigt, so daß sie vor mir den Zügel schießen lassen. [12] Zu meiner Rechten erhebt sich die Brut. Sie stoßen meine Füße weg und schütten gegen mich ihre Unheilsdämme auf. [13] Sie reißen meinen Pfad auf, helfen zu meinem Untergang, und niemand hält sie dabei auf. [14] Wie durch eine breite Bresche kommen sie, unter Krachen wälzen sie sich heran. - [15] Plötzlicher Schrecken hat sich gegen mich gewandt, er jagt wie der Wind meiner Würde nach; und wie eine Wolke ist meine Rettung vorübergezogen.
[16] Und nun zerfließt in mir meine Seele, die Tage des Elends packen mich. [17] Nachts bohrt es mir meine Knochen aus, und die an mir nagenden [Schmerzen] ruhen nicht. [18] Mit gewaltiger Kraft packt er mein Gewand, wie der Kragen meines Leibrocks schnürt er mich ein. [19] Er hat mich in den Dreck geworfen, so daß ich dem Staub und der Asche gleich geworden bin. [20] Ich schreie zu dir, und du antwortest mir nicht. Ich stehe da, doch du achtest nicht auf mich. [21] In einen Grausamen verwandelst du dich mir, mit der Stärke deiner Hand feindest du mich an. [22] Du hebst mich auf den Wind, du läßt mich [auf ihm] reiten und mich zergehen im Krachen [des Gewitters]. [23] Denn ich habe es erkannt, zum Tod führst du mich zurück und in das Versammlungshaus aller Lebendigen.
[24] Doch streckt man unter Trümmern nicht die Hand [nach
Rettung] aus, oder [erhebt man] bei seinem Untergang [nicht] ein
Hilfegeschrei deswegen? [25] Oder weinte ich nicht über den, der
harte Tage hatte, hatte meine Seele mit dem Armen [denn kein]
Mitgefühl? [26] Ja, Gutes erwartete ich, und es kam Böses. Und
ich harrte auf Licht, und es kam Dunkelheit. [27] Meine
Eingeweide sind zum Sieden gebracht und haben keine Ruhe. Tage
des Elends sind mir entgegengetreten. [28] Trauernd gehe ich
einher ohne Sonne. Ich stehe auf in der Versammlung [und] schreie
um Hilfe. [29] Ich bin ein Bruder geworden den Schakalen und ein
Gefährte den Straußenhennen. [30] Meine Haut ist schwarz geworden
[und löst sich] von mir ab, und mein Gebein brennt vor
[Fieber]hitze. [31] Und so ist meine Zither zur Trauerklage
geworden und meine Flöte zur Stimme der Weinenden.
Sein unsträfliches Verhalten gegen Gott und Menschen -
Bereitschaft mit Gott zu rechten
[5] Wenn ich mit Gehaltlosem umgegangen bin und mein Fuß zum Betrug geeilt ist, - [6] er soll mich auf der Waage der Gerechtigkeit wiegen, so wird Gott meine Rechtschaffenheit erkennen! [7] Wenn mein Schritt vom Weg abgebogen und mein Herz meinen Augen gefolgt ist und an meinen Händen ein Makel klebt, [8] dann möge ich säen und ein anderer essen, und meine Sprößlinge mögen entwurzelt werden!
[9] Wenn mein Herz sich wegen einer Frau hat betören lassen und ich an der Tür meines Nächsten gelauert habe, [10] [dann] soll meine Frau für einen anderen mahlen, und andere mögen über ihr niederknien! [11] Denn das wäre eine Schandtat und das eine Schuld, die vor die Richter gehört. [12] Ja, ein Feuer wäre es, das bis zum Untergang fräße und meinen ganzen Ertrag entwurzeln würde.
[13] Wenn ich mißachtet habe das Recht meines Knechtes und meiner Magd in ihrem Rechtsstreit mit mir, [14] was wollte ich dann tun, wenn Gott sich erhöbe; und wenn er untersuchte, was ihm erwidern? [15] Hat nicht er, der mich im Mutterleib gemacht hat, [auch] ihn gemacht, und hat nicht einer im Mutterschoß uns bereitet?
[16] Wenn ich Geringen einen Wunsch verweigert habe, die Augen der Witwe erlöschen ließ [17] und meinen Bissen alleine aß, so daß die Waise nichts [mehr] davon essen konnte - [18] ist sie doch von meiner Jugend an bei mir aufgewachsen wie [bei] einem Vater, und wie eine Schwester habe ich sie geleitet -, [19] wenn ich [ruhig] zusah, wie einer ohne Kleidung umherirrte und der Arme keine Decke hatte, [20] wenn seine Lenden mich nicht segneten und er sich von der Wolle meiner Lämmer nicht wärmen durfte, [21] wenn ich [drohend] meine Hand gegen eine Waise geschwungen habe, weil ich im Tor meinen Beistand sah, [22] dann soll mir meine Schulter vom Nacken fallen, und mein Arm soll vom Gelenk abbrechen! [23] Denn schrecklich wäre mir das Verderben Gottes, und seiner Hoheit könnte ich nicht standhalten.
[24] Wenn ich das Gold zu meiner Zuversicht gemacht und zum feinen Gold gesagt habe: Du meine Hoffnung! [25] Wenn ich mich freute, daß mein Vermögen so umfangreich war und daß meine Hand Gewaltiges erreicht hatte! [26] Wenn ich das Licht [der Sonne] sah, wie sie es leuchten ließ, und den Mond, wie er prächtig daherzog, [27] und mein Herz sich [dann] im Geheimen betören ließ und ich Kußhände warf! [28] Auch das ist Schuld, die vor den Richter gehört! Ich hätte ja Gott droben verleugnet.
[29] Wenn ich mich freute über den Untergang meines Hassers und aufjauchzte, als Unglück ihn traf! [30] Nie habe ich ja meinem Gaumen erlaubt zu sündigen, mit einem Fluch dessen Seele zu fordern.
[31] Wenn die Männer in meinem Zelt nicht bezeugt haben: Wer wäre wohl nicht von seinem Fleisch satt geworden! [32] Der Fremde mußte nicht im Freien übernachten, ich öffnete dem Wanderer meine Tür.
[33] Wenn ich wie Adam meine Vergehen zugedeckt habe, um meine Schuld in meiner Brust zu verbergen, [34] weil ich etwa erschrocken gewesen wäre [vor] der großen Menge und die Verachtung der Sippen mich niedergeschmettert hätte, so daß ich mich still verhalten hätte, nicht zur Türe hinausgegangen wäre!
[35] Ach hätte ich doch einen, der auf mich hörte, - hier ist meine Unterschrift! Der Allmächtige antworte mir! [Wo ist] die [Klage]schrift, die mein Rechtsgegner geschrieben hat? [36] Wahrlich, ich würde sie auf meine Schulter heben, sie mir um [den Kopf] winden als Kranz. [37] Ich würde ihm über die Zahl meiner Schritte Auskunft geben, wie ein Fürst würde ich ihm nahen.
[38] Wenn gegen mich mein Ackerboden Anklage erhob und seine
Furchen miteinander weinten, [39] wenn ich seinen Ertrag, ohne zu
bezahlen, verzehrt habe und die Seele seiner Besitzer zum Keuchen
brachte, [40] [dann] soll statt Weizen Dorngestrüpp hervorkommen
und anstelle von Gerste Unkraut!
Zu Ende sind die Worte Hiobs.
Erste Rede des Elihu: Bisherige Zurückhaltung und
Unparteilichkeit - Aufforderung an Hiob zur Stellungnahme
Ich bin der Jüngste an Jahren, und ihr seid Greise. Darum
hatte ich Angst und fürchtete mich, euch mein Wissen zu
verkünden. [7] Ich sagte [mir]: Mag [erst] das Alter reden, soll
die Menge der Jahre Weisheit erkennen lassen! [8] Jedoch - es ist
der Geist im Menschen und der Atem des Allmächtigen, der sie
verständig werden läßt. [9] Nicht [nur] die Betagten sind die
Weisen, noch verstehen [stets] die Alten, was recht ist. [10]
Darum sage ich: Hört mir zu! Auch ich will mein Wissen verkünden.
[11] Siehe, ich wartete auf eure Worte, horchte auf eure
einsichtigen [Reden], bis ihr [die rechten] Worte ausfindig
gemacht hättet. [12] Und ich wandte euch meine Aufmerksamkeit zu,
doch siehe, keiner war da, der Hiob widerlegt hätte, [keiner] von
euch, der seine Worte erwidert hätte. [13] Daß ihr [aber ja]
nicht sagt: Wir haben Weisheit gefunden; Gott kann ihn aus dem
Felde schlagen, nicht ein Mensch! [14] Er hat ja nicht an mich
[seine] Worte gerichtet, und mit euren Worten werde ich ihm nicht
erwidern. - [15] Sie sind bestürzt, sie antworten nicht mehr, die
Worte lassen sie im Stich. [16] Soll ich da warten, weil sie
nicht reden, weil sie dastehen [und] nicht mehr antworten? [17]
Auch ich will meinerseits mein Teil erwidern, auch ich will mein
Wissen verkünden. [18] Denn erfüllt bin ich mit Worten; der Geist
in meinem Innern bedrängt mich. [19] Siehe, mein Inneres ist wie
[junger] Wein, der nicht geöffnet ist; gleich neu [gefüllten]
Schläuchen will es bersten. [20] Ich muß reden, damit ich Luft
bekomme, ich will meine Lippen auftun und antworten. [21] Für
keinen werde ich Partei ergreifen, und keinem Menschen werde ich
schmeicheln! [22] Denn ich verstehe mich nicht aufs Schmeicheln ;
sonst würde mein Schöpfer mich [wohl] bald dahinraffen.
[13] Warum rechtest du mit ihm, weil er auf all seine Worte keine Antwort gibt? [14] Doch auf eine Weise redet Gott und auf eine zweite, und man wird es nicht gewahr. [15] Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf auf die Menschen fällt, im Schlummer auf dem Lager, [16] dann öffnet er das Ohr der Menschen und bestätigt die Warnung für sie, [17] um den Menschen von [seinem] Tun abzuwenden und den Hochmut vom Mann abzuhauen, [18] um seine Seele zurückzuhalten von der Grube und sein Leben davon, in den Spieß zu rennen.
[19] Auch wird er gezüchtigt durch Schmerzen auf seinem Lager, und ununterbrochen [währt] der Streit in seinen Gebeinen. [201] Und sein Leben verabscheut das Brot und seine Seele die Lieblingsspeise. [21] Sein Fleisch vergeht, ist unansehnlich, und fleischlos sind seine Knochen, die [sonst] nicht zu sehen waren. [22] Und seine Seele nähert sich der Grube und sein Leben den Todesboten.
[23] Wenn er da einen Engel bei sich hat, einen Mittler, einen von den Tausend, der dem Menschen seine Pflicht mitteilen soll, [24] so wird der sich über ihn erbarmen und sprechen: Befreie ihn, damit er nicht in die Grube hinabfährt! Ich habe Lösegeld [für ihn] gefunden. [25] Sein Fleisch wird frischer sein als in der Jugendkraft; er wird zurückkehren zu den Tagen seiner Jugend. [26] Er wird zu Gott flehen, und der wird ihn gnädig annehmen, und er darf sein Angesicht schauen mit Jubel; und Gott wird dem Menschen seine Gerechtigkeit zurückgeben. [27] Er wird vor den Menschen singen und sagen: Ich hatte gesündigt und das Rechte verkehrt, und er hat mir nicht vergolten. [28] Er hat meine Seele erlöst vor dem Abstieg in die Grube, und mein Leben darf das Licht schauen.
[29] Siehe, das alles tut Gott zweimal, dreimal mit dem
Mann, [30] um seine Seele von der Grube zurückzuholen, damit er
vom Licht des Lebens erleuchtet werde. [31] Merke auf, Hiob, höre
mir zu! Schweige, und ich will reden! [32] Wenn du Worte hast,
erwidere mir [etwas]! Rede nur, denn ich wollte dir gern recht
geben! [33] Wenn [aber] nicht, höre du mir zu! Schweige, und ich
werde dich Weisheit lehren!
Zweite Rede des Elihu: Gegen Hiobs Reden über die Ungerechtigkeit
Gottes - Keine Rechtsbeugung durch den Allmächtigen
[2] Hört, ihr Weisen, meine Worte und ihr Kundigen, gebt mir Gehör! [3] Denn das Ohr prüft die Worte, und der Gaumen kostet die Speise. [4] Laßt uns nun prüfen, was recht ist, laßt uns untereinander erkennen, was gut ist!
[5] Denn Hiob hat gesagt: Ich bin gerecht, und Gott hat mir mein Recht entzogen. [6] Obwohl ich im Recht bin, soll ich ein Lügner sein. Mein Geschick ist unheilbar, ohne daß ich irgend etwas verbrochen hätte. - [7] Wer ist ein Mann wie Hiob, der Spott[worte] wie Wasser trinkt [8] und in Gemeinschaft mit denen unterwegs ist, die Unrecht tun, und mit gottlosen Menschen umgeht? [9] Denn er hat [selbst] gesagt: Keinen Nutzen hat ein Mann davon, daß er sich mit Gott befreundet!
[10] Darum, ihr Männer mit Verstand, hört mir zu! Fern sei es von Gott, gottlos zu handeln, und vom Allmächtigen, Unrecht zu tun! [11] Sondern des Menschen Tun vergilt er ihm, und nach eines jeden Weg läßt er es ihn finden. [12] Ja, wahrlich, Gott handelt nicht gottlos, und der Allmächtige beugt das Recht nicht. [13] Wer hat ihm die Erde anvertraut? Und wer hat den ganzen Erdkreis hingestellt? [14] Wenn er sein Herz [nur] auf sich selbst richtete, seinen Geist und seinen Atem zu sich zurückzöge, [15] so würde alles Fleisch insgesamt verscheiden, und der Mensch zum Staub zurückkehren.
[16] Und wenn du einsichtig bist, höre dies, schenke der Stimme meiner Worte Gehör! [17] Kann denn einer, der das Recht haßt, die Zügel führen? Oder willst du den Gerechten, den Gewaltigen für schuldig erklären, ihn, [18] der zu einem König sagt `du Ruchloser_, und `du Gottloser_ zu den Edlen? [19] Der für die Obersten nicht Partei ergreift und den Vornehmen nicht vor dem Geringen berücksichtigtp ? Denn das Werk seiner Hände sind sie alle. [20] In einem Augenblick sterben sie und mitten in der Nacht. Ein Volk wird in Aufruhr versetzt, und sie vergehen. Und er beseitigt den Gewalthaber ohne menschliches Zutun. [21] Denn seine Augen [wachen] über den Wegen des Menschen, und all seine Schritte sieht er. [22] Da ist keine Dunkelheit und keine Finsternis, worin sich die Übeltäter verbergen könnten. [23] Denn er setzt dem Menschen keine Frist fest, zu Gott vor Gericht zu kommen. [24] Er zerschmettert Gewaltige ohne Untersuchung und setzt andere an ihre Stelle. [25] Daher achtet er auf ihre Taten und stürzt sie um über Nacht, daß sie zermalmt daliegen. [26] Wie Gottlose schlägt er sie da, wo alle es sehen, [27] deshalb, weil sie von seiner Nachfolge abgewichen sind und all seine Wege nicht bedacht haben, [28] so daß sie das Hilfegeschrei des Geringen zu ihm hinaufdringen ließen und er das Hilfegeschrei der Elenden hörte. [29] Verhält er sich ruhig, wer darf ihn für schuldig erklären? Verbirgt er das Angesicht, wer kann ihn wahrnehmen? Sowohl über einer [ganzen] Nation als auch zugleich über dem einzelnen [wacht er], [30] damit nicht ruchlose Menschen Könige seien, dem Volk zu Fallstricken.
[31] Soll Gott dir etwa sagen: Ich habe mich geirrt, [doch]
ich will nicht [mehr] böse handeln; [32] was ich nicht sehe,
lehre du mich; wenn ich Unrecht verübt habe, will ich es nicht
wieder tun? - [33] Soll nach deinem Sinn er es vergelten, da du
[sein Urteil] ja verwirfst? So mußt du ja wählen, und nicht ich.
Was du erkannt hast, sprich aus! [34] Männer mit Verstand werden
zu mir sagen und ein weiser Mann, der mir zuhört: [35] Hiob redet
nicht mit Erkenntnis, und seine Worte sind ohne Einsicht. [36]
Wohlan, Hiob werde fort und fort geprüft wegen seiner Einwände
nach [der Art von] Männern des Unheils! [37] Denn er fügt seiner
Sünde Treubruch hinzu, in unserer Gegenwart klatscht er [sich
Beifall] und macht seine Worte gegen Gott zahlreich.
Dritte Rede des Elihu: Bedeutung des Tuns des Menschen - Keine
Erhörung bei Gott bei Mangel an Gottesfurcht
[2] Hältst du dies für Recht, nennst du [das] `meine Gerechtigkeit vor Gott_, [3] wenn du fragst, was sie dir nützt: `Was hilft es mir, daß ich nicht sündige?_ - [4] Ich will mit Worten dir erwidern und deinen Gefährten bei dir. [5] Blicke zum Himmel und sieh und schaue die Wolken an! Sie sind höher als du. [6] Wenn du sündigst, was kannst du ihm [damit] antun? Werden zahlreich deine Verbrechen, was kannst du ihm zufügen? [7] Wenn du gerecht bist, was gibst du ihm, oder was empfängt er aus deiner Hand? [8] Den Mann, dir gleich, [trifft] deine Gottlosigkeit und das Menschenkind deine Gerechtigkeit.
[9] Wegen der Menge der Unterdrückung erhebt man
Klagegeschrei. Man ruft um Hilfe wegen der Gewalttätigkeit der
Großen. [10] Aber man sagt nicht: Wo ist Gott, mein Schöpfer, der
Lobgesänge gibt in der Nacht, [11] der uns mehr als die Tiere der
Erde belehrt und uns weiser macht als die Vögel des Himmels? [12]
Dort schreien sie - doch er antwortet nicht - wegen des Übermutes
der Bösen. [13] Ja, vergebens! Gott hört nicht, und der
Allmächtige sieht es nicht an. [14] Nun gar, wenn du sagst: du
kannst ihn nicht sehen! Der Rechtsfall [liegt] ihm vor, so warte
auf ihn! [15] Und nun, weil sein Zorn [noch] nicht heimgesucht
hat und er sich nicht so sehr um Albernheiten kümmert, [16] reißt
Hiob für Nichtiges seinen Mund auf, macht ohne Erkenntnis viel
Worte.
Vierte Rede des Elihu: Durch Leiden zu Selbsterkenntnis und
Gehorsam - Mahnung an Hiob zur Anerkennung von Gottes Tun
[2] Hab ein wenig Geduld mit mir, und ich will es dir künden! Denn mehr noch habe ich für Gott zu sagen. [3] Ich will mein Wissen von weither holen und meinem Schöpfer Gerechtigkeit geben. [4] Ja wahrlich, meine Worte sind keine Lüge; ein [Mann] mit vollkommenem Wissen [steht] vor dir.
[5] Siehe, Gott ist gewaltig, doch verwirft er niemanden; er ist gewaltig an Kraft des Herzens. [6] Er erhält den Gottlosen nicht am Leben, und das Recht der Elenden stellt er [wieder] her. [7] Nicht wendet er seine Augen von dem Gerechten, und mit Königen auf dem Thron, da läßt er sie immerdar sitzen, so daß sie erhaben sind. [8] Und wenn sie in Fesseln geschlagen, in Stricken des Elends gefangen sind, [9] dann zeigt er ihnen ihr Tun und ihre Vergehen, daß sie sich überheblich gebärdeten, [10] und er öffnet ihr Ohr für Zucht und sagt [ihnen], daß sie umkehren sollen vom Unrecht. [11] Wenn sie hören und sich unterwerfen, vollenden sie ihre Tage im Glück und ihre Jahre in Annehmlichkeiten. [12] Wenn sie aber nicht hören, rennen sie in den Spieß und verscheiden ohne Erkenntnis. [13] Aber die ein ruchloses Herz haben, hegen Zorn. Sie rufen nicht um Hilfe, wenn er sie fesselt. [14] Ihre Seele stirbt dahin in der Jugend und ihr Leben im Jünglingsalter. [15] Den Elenden errettet er in seinem Elend und öffnet durch Bedrängnis sein Ohr.
[16] Auch dich lockt er fort aus dem Rachen der Not, unbeengte Weite ist dein Platz, und was auf deinen Tisch kommt, ist reich an Fett. [17] Bist du aber mit dem Urteil über den Gottlosen erfüllt, werden Urteil und Rechtsspruch [dich] ergreifen. [18] Ja, daß [deine] Erregung dich nur nicht zum Höhnen anstiftet und die Größe des Lösegeldes dich nicht verleitet! [19] Soll dich dein Hilferuf aus der Not herausbringen und alle Kraftanstrengungen? [20] Lechze nicht nach der Nacht, [danach], daß [ganze] Völker auffahren an ihrer Stelle! [21] Hüte dich, wende dich nicht dem Unrecht zu! Denn Bosheit hast du dem Elend [bereits] vorgezogen.
[22] Siehe, Gott handelt erhaben in seiner Macht. Wer ist
ein Lehrer wie er? [23] Wer könnte ihm seinen Weg vorschreiben,
und wer dürfte sagen: Du hast unrecht getan? [24] Denke daran,
daß du sein Werk preist, das Menschen besingen! [25] Alle
Menschen schauen es [staunend] an, der Sterbliche erblickt es aus
der Ferne.
Offenbarung von Gottes Majestät in der Natur - Mahnung zur
Demütigung vor Gott
[26] Siehe, Gott ist erhaben, wir aber erkennen es nicht; die
Zahl seiner Jahre, sie ist unerforschlich. [27] Wenn er die
Wassertropfen heraufzieht, sickern sie durch seinen Nebel [wieder
herab] als Regen, [28] den die Wolken niederrieseln [und]
träufeln auf die vielen Menschen. [29] Ja, wenn man gar das
Ausbreiten des Gewölks verstünde, das Donnerkrachen seines
Zeltes! [30] Siehe, er breitet darüber sein Licht aus, und die
Wurzeln des Meeres bedeckt er. [31] Ja, in den Wolken richtet er
die Völker, gibt Nahrung im Überfluß. [32] Seine Hände umhüllt er
mit dem Blitzstrahl und entbietet ihn gegen [den], auf den er
[ihn] treffen lassen will. [33] Es kündigt ihn sein Rollen an,
wenn er seinen Zorn gegen Bosheit eifern läßt.
[14] Nimm dieses zu Ohren, Hiob! Steh still und achte auf
die Wundertaten Gottes! [15] Erkennst du es, wenn Gott ihnen
Auftrag gibt und leuchten läßt das Licht seines Gewölks? [16]
Erkennst du das Schweben der Wolke, die Wunderwerke dessen, der
an Erkenntnis vollkommen ist? [17] Du, dessen Kleider heiß
werden, wenn das Land wegen des Südwindes [träge] ruht, [18]
kannst du gleich ihm die Wolkendecke ausbreiten, die fest ist wie
ein gegossener Spiegel? [19] Laß uns wissen, was wir ihm sagen
sollen! Nichts können wir vorbringen vor Finsternis. [20] Soll
ihm gemeldet werden, daß ich rede? Oder muß man es [ihm erst]
sagen, daß [etwas] mitgeteilt wird? [21] Und jetzt sieht man das
Licht nicht, das durch die Wolken verdunkelt ist; aber ein Wind
fährt daher und fegt den Himmel rein. [22] Aus dem Norden kommt
ein goldener Schein, um Gott ist furchtbare Hoheit. [23] Den
Allmächtigen - ihn erreichen wir nicht, den Erhabenen an Kraft.
Und das Recht und die Fülle der Gerechtigkeit beugt er nicht.
[24] Darum fürchten ihn die Menschen; er sieht all die
Weisheitskundigen nicht an.
Erste Rede Gottes: Fragen nach dem Urheber der Schöpfung, der
leblosen und belebten Natur
[2] Wer ist es, der den Ratschluß verdunkelt mit Worten ohne Erkenntnis? [3] Gürte doch wie ein Mann deine Lenden! Dann will ich dich fragen, und du sollst mich belehren!
[4] Wo warst du, als ich die Erde gründete? Teile es mit, wenn du Einsicht kennst! [5] Wer hat ihre Maße bestimmt, wenn du es kennst? Oder wer hat über ihr die Meßschnur ausgespannt? [6] Worauf sind ihre Sockel eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, [7] als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten?
[8] Wer hat das Meer mit Türen verschlossen, als es hervorbrach, dem Mutterschoß entquoll, [9] als ich Gewölk zu seinem Gewand machte und Wolkendunkel zu seinen Windeln [10] und ich ihm meine Grenze zog und Riegel und Türen einsetzte [11] und sprach: Bis hierher kommst du und nicht weiter, und hier soll aufhören der Stolz deiner Wellen?
[12] Hast du einmal in deinem Leben dem Morgen geboten? Hast du die Morgenröte ihre Stätte wissen lassen, [13] damit sie die Enden der Erde erfasse, so daß die Gottlosen von ihr abgeschüttelt werden? [14] Sie verwandelt sich wie Siegelton, und alles steht da wie ein Kleid; [15] und den Gottlosen wird ihr Licht entzogen, und der erhobene Arm wird zerbrochen.
[16] Bist du gekommen bis zu den Quellen des Meeres, und hast du den Urgrund der Tiefe durchwandelt? [17] Sind dir die Tore des Todes aufgedeckt worden, und hast du die Tore der Finsternis gesehen? [18] Hast du auf die Breiten der Erde geachtet? Teile es [mir] mit, wenn du das alles erkannt hast!
[19] Wo ist denn der Weg dahin, wo das Licht wohnt? Und die Finsternis - wo ist denn ihre Stätte, [20] so daß du sie in ihr Gebiet bringen könntest und daß dir die Pfade zu ihrem Haus bekannt wären? [21] Du hast es [ja] erkannt, denn damals warst du [schon] geboren, und die Zahl deiner Tage ist groß!
[22] Bist du bis zu den Vorräten des Schnees gekommen, und hast du die Vorräte des Hagels gesehen, [23] die ich aufgespart habe für die Zeit der Not, für den Tag des Kampfes und der Schlacht?
[24] Wo denn ist der Weg, auf dem das Licht sich verteilt, der Ostwind sich über die Erde zerstreut? [25] Wer furchte der Regenflut einen Wassergraben und einen Weg der donnernden Gewitterwolke, [26] um regnen zu lassen auf ein Land ohne Menschen, auf die Wüste, in der kein Mensch ist, [27] um zu sättigen die Öde und Verödung und um hervorsprießen zu lassen die Triebe des frischen Grases?
[28] Hat der Regen einen Vater, oder wer hat die Tautropfen gezeugt? [29] Aus wessen Schoß kam das Eis hervor, und des Himmels Reif, wer hat ihn geboren, [30] wenn sich das Wasser wie in einem Stein versteckt hält und die Fläche der Tiefe fest gefügt ist?
[31] Knüpfst du die Bänder des Siebengestirns, oder löst du die Fesseln des Orion? [32] Kannst du die Tierkreisbilder hervortreten lassen zu ihrer Zeit und den Großen Bären leiten samt seinen Jungen? [33] Hast du die Ordnungen des Himmels erkannt, oder bestimmst du seine Herrschaft auf der Erde?
[34] Erhebst du deine Stimme zum Gewölk, so daß der Schwall des Wassers dich bedeckt? [35] Entsendest du Blitze, so daß sie hinfahren und zu dir sagen: Hier sind wir? [36] Wer hat Weisheit in den Ibis gelegt, oder wer hat dem Hahn Verstand gegeben? [37] Wer kann in Weisheit die Wolken zählen, und die Krüge des Himmels - wer kippt sie um, [38] wenn das Erdreich hart wird wie gegossenes Metall und die Schollen aneinanderkleben?
[39] Erjagst du für die Löwin die Beute, und stillst du die
Gier der jungen Löwen, [40] wenn sie sich auf [ihren] Lagern
ducken, im Dickicht auf der Lauer sitzen? [41] Wer stellt dem
Raben sein Futter bereit, wenn seine Jungen zu Gott schreien,
umherirren ohne Nahrung?
[5] Wer hat den Wildesel frei laufen lassen, und wer hat die Fesseln des Wildlings gelöst, [6] dem ich die Steppe zur Behausung machte und zu seiner Wohnung das salzige Land? [7] Er lacht über das Getümmel der Stadt, das Geschrei des Treibers hört er nicht. [8] Was er auf den Bergen erspäht, ist seine Weide, und allem Grünen spürt er nach.
[9] Wird der Büffel dir dienen wollen, oder wird er an deiner Krippe übernachten? [10] Hältst du den Büffel in der Furche an seinem Seil, oder wird er die Talgründe hinter dir her eggen? [11] Traust du ihm, weil seine Kraft so groß ist, und überläßt du ihm deine Arbeit? [12] Kannst du dich auf ihn verlassen, daß er dein Korn heimbringt und [das Getreide für] deine Tenne einsammelt?
[13] Munter schwingt sich der Flügel der Straußenhenne - ist es die Schwinge des Storches oder des Falken? [14] Denn sie überläßt ihre Eier der Erde und läßt sie auf dem Staub warm werden. [15] Und sie vergißt, daß ein Fuß sie zerdrücken und das Wild des Feldes sie zertreten kann. [16] Sie behandelt ihre Jungen hart, als gehörten sie ihr nicht. War ihre Mühe umsonst, es erschüttert sie nicht. [17] Denn Gott ließ sie die Weisheit vergessen und gab ihr keinen Anteil an der Einsicht. [18] Wenn sie dann aber in die Höhe schnellt, lacht sie über das Roß und seinen Reiter.
[19] Gibst du dem Roß die Kraft, bekleidest du seinen Hals mit einer Mähne? [20] Bringst du es zum Springen wie die Heuschrecke? Schrecklich ist sein hoheitsvolles Schnauben. [21] Es scharrt in der Ebene und freut sich an [seiner] Kraft; es zieht aus, den Waffen entgegen. [22] Es lacht über die Furcht und erschrickt nicht und kehrt vor dem Schwert nicht um. [23] Über ihm klirrt der Köcher, die Klinge von Speer und Krummschwert. [24] Mit Ungestüm und Erregung schlürft es den Boden und läßt sich nicht halten, wenn das Horn ertönt. [25] Sooft das Horn erklingt, ruft es: Hui! Und [schon] von weitem wittert es die Schlacht, das Lärmen der Obersten und das Kriegsgeschrei.
[26] Schwingt sich kraft deiner Einsicht der Habicht empor,
breitet seine Flügel aus für den Südwind? [27] Oder erhebt sich
auf deinen Befehl der Geier so hoch und baut in der Höhe sein
Nest? [28] Den Fels bewohnt er und horstet [dort] auf der
Felsenzacke und der Bergfeste. [29] Von dort aus erspäht er
Nahrung, in die Ferne blicken seine Augen. [30] Seine Jungen
gieren nach Blut, und wo Erschlagene sind, da ist er.
Hiobs Antwort: Einsichtige Zurücknahme der Anklagen gegen Gott
[2] Mit dem Allmächtigen will der Tadler rechten? Der da Gott zurechtweist, er antworte darauf!
[3] Da antwortete Hiob dem HERRN und sagte:
[4] Siehe, zu gering bin ich! Was kann ich dir erwidern? Ich
lege meine Hand auf meinen Mund. [5] Einmal habe ich geredet, und
ich will nicht [mehr] antworten; und zweimal, und ich will es
nicht wieder tun.
Zweite Rede Gottes: Beweis der Macht Gottes durch Bestrafung der
Hochmütigen - Seine Gewalt über den Behemot und den Leviatan
[6] Und der HERR antwortete Hiob aus dem Sturm und sprach:
[7] Gürte doch wie ein Mann deine Lenden! Ich will dich fragen, und du sollst mich belehren! [8] Willst du etwa mein Recht zerbrechen, mich für schuldig erklären, damit du gerecht dastehst? [9] Oder hast du einen Arm wie Gott, und donnerst du mit einer Stimme wie er? [10] Schmücke dich doch mit Erhabenheit und Hoheit, in Majestät und Pracht kleide dich! [11] Streue die Ausbrüche deines Zornes umher und schau alles Hochmütige an und erniedrige es! [12] Schau alles Hochmütige an, beuge es und tritt die Gottlosen nieder auf ihrer Stelle! [13] Verbirg sie allesamt im Staub, banne sie selbst an einen verborgenen Ort! [14] Dann werde auch ich dich preisen, weil deine Rechte dir zur Hilfe kommt.
[15] Sieh doch den Behemot, den ich mit dir gemacht habe! Gras frißt er wie das Rind. [16] Sieh doch seine Kraft in seinen Lenden und seine Stärke in den Muskeln seines Bauches! [17] Er läßt seinen Schwanz gleich einer Zeder hängen, die Sehnen seiner Schenkel sind [dicht] geflochten. [18] Röhren aus Bronze sind seine Knochen und seine Gebeine wie Stangen aus Eisen. [19] Er ist der Anfang der Wege Gottes. Der ihn gemacht, hat [ihm] sein Schwert beschafft. [20] Denn die Berge bringen ihm Tribut, und alle Tiere des Feldes, die dort spielen. [21] Unter Lotosbüschen lagert er im Versteck von Rohr und Sumpf. [22] Die Lotosbüsche, sein Schatten, bedecken ihn; es umgeben ihn die Bachpappeln. [23] Siehe, der Strom schwillt mächtig an - er hastet nicht davon. Er fühlt sich sicher, [selbst] wenn ein Jordan gegen sein Maul hervorbricht. [24] [Wer] kann ihm in seine Augen greifen, ihm in der Falle die Nase durchbohren?
[25] Ziehst du den Leviatan mit der Angel herbei, und hältst
du mit dem Seil seine Zunge nieder? [26] Kannst du einen
Binsenstrick durch seine Nase ziehen und mit einem Dorn seine
Kinnlade durchbohren? [27] Wird er dich lange anflehen oder dir
schmeichelnde Worte geben? [28] Wird er einen Bund mit dir
schließen, daß du ihn zum Knecht nimmst für ewig? [29] Willst du
mit ihm spielen wie mit einem Vogel und ihn für deine Mädchen
anbinden? [30] Werden die Handelsgenossen um ihn feilschen, ihn
verteilen unter die Kaufleute? [31] Kannst du seine Haut mit
Spießen spicken und seinen Kopf mit der Fischharpune? [32] Lege
nur deine Hand an ihn! Denk an den Kampf! Du wirst es nicht noch
einmal tun!
[4] Nicht schweigen will ich von seinen Gliedern und von
seiner Kraftfülle und von der Schönheit seines Baues. [5] Wer
deckte die Oberseite seines Gewandes auf? In sein Doppelgebiß,
wer dringt da hinein? [6] Wer öffnete die Türflügel seines
Gesichts? Rings um seine Zähne [lauert] Schrecken. [7] Ein Stolz
sind die Schuppenreihen, verschlossen und fest versiegelt. [8]
Eins fügt sich ans andere, und kein Hauch dringt dazwischen, [9]
eins haftet am andern, sie greifen ineinander und trennen sich
nicht. [10] Sein Niesen strahlt Licht aus, und seine Augen sind
wie die Wimpern der Morgenröte. [11] Aus seinem Rachen schießen
Fackeln, sprühen feurige Funken hervor. [12] Aus seinen Nüstern
fährt Rauch wie aus einem angefachten und glühenden Kochtopf.
[13] Sein Atem entzündet Kohlen, und eine Flamme fährt aus seinem
Rachen. [14] In seinem Hals wohnt Stärke, und vor ihm hüpft die
Angst her. [15] Die Wampen seines Fleisches haften zusammen, sind
ihm fest angegossen, unbeweglich. [16] Sein Herz ist fest wie
Stein und fest wie der untere Mühlstein. [17] Vor seinem Erheben
fürchten sich Machthaber, vor Bestürzung ziehen sie sich zurück.
[18] Trifft man ihn mit dem Schwert, es hält nicht stand, noch
Speer, noch Wurfspieß oder Harpune. [19] Er hält Eisen für Stroh
[und] Kupfer für faules Holz. [20] Der Pfeil kann ihn nicht
vertreiben, Schleudersteine verwandeln sich für ihn in Stoppeln.
[21] Wie Stoppeln gilt ihm die Keule, und er lacht über den
Aufprall des Krummschwertes. [22] Unter ihm sind Scherbenspitzen,
auf dem Schlamm breitet er einen Dreschschlitten aus. [23] Er
bringt die Meerestiefe zum Sieden wie einen Kochtopf, macht das
Meer wie einen Salbentopf. [24] Hinter sich läßt er den Pfad hell
werden, man hält die Tiefe für graues Haar. [25] Auf Erden ist
keiner ihm gleich, ihm, der zur Unerschrockenheit geschaffen ist.
[26] Auf alles Hohe blickt er [herab]; er ist König über alles
stolze Wild.
Hiobs Antwort: Anerkenntnis der Größe Gottes und bußfertiger
Widerruf seiner Anklagen
[2] Ich habe erkannt, daß du alles vermagst und kein Plan
für dich unausführbar ist. [3] `Wer ist es, der den Ratschluß
verhüllt ohne Erkenntnis?_ So habe ich denn [meine Meinung]
mitgeteilt und verstand [doch] nichts, Dinge, die zu wunderbar
für mich sind und die ich nicht kannte. [4] Höre doch, und ich
will reden! Ich will dich fragen, und du sollst es mich wissen
lassen! [5] Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber
hat mein Auge dich gesehen. [6] Darum verwerfe ich [mein
Geschwätz] und bereue in Staub und Asche.
Verurteilung und Begnadigung der Freunde Hiobs - Hiobs
Rechtfertigung
[7] Und es geschah, nachdem der HERR jene Worte zu Hiob geredet
hatte, da sprach der HERR zu Elifas, dem Temaniter: Mein Zorn ist
entbrannt gegen dich und gegen deine beiden Freunde: Denn ihr
habt über mich nicht Wahres geredet wie mein Knecht Hiob. [8] Und
nun nehmt euch sieben Jungstiere und sieben Widder und geht zu
meinem Knecht Hiob und opfert ein Brandopfer für euch! Und Hiob,
mein Knecht, soll für euch Fürbitte tun. Nur ihn will ich
annehmen, damit ich euch nicht Schimpfliches antue. Denn ihr habt
über mich nicht Wahres geredet, wie mein Knecht Hiob.
[9] Da gingen Elifas, der Temaniter, und Bildad, der
Schuchiter, [und] Zofar, der Naamatiter, hin und taten es, wie
der HERR zu ihnen geredet hatte. Und der HERR nahm Hiob an.
Gottes Segen über Hiob
[10] Und der HERR wendete das Geschick Hiobs, als der für seine
Freunde Fürbitte tat. Und der HERR vermehrte alles, was Hiob
gehabt hatte, auf das Doppelte. [11] Da kamen zu ihm all seine
Brüder und all seine Schwestern und alle, die ihn früher gekannt
hatten. Und sie aßen mit ihm Brot in seinem Haus, und sie
bekundeten ihm ihre Teilnahme und trösteten ihn wegen all des
Unglücks, das der HERR über ihn gebracht hatte. Und sie gaben ihm
jeder eine Kesita und jeder einen goldenen Ring. [12] Und der
HERR segnete das Ende Hiobs mehr als seinen Anfang. Und er bekam
vierzehntausend Schafe und sechstausend Kamele und tausend
Gespanne Rinder und tausend Eselinnen. [13] Und es wurden ihm
sieben Söhne und drei Töchter [geboren]. [14] Und er gab der
ersten den Namen Jemima und der zweiten den Namen Kezia und der
dritten den Namen Keren-Happuch. [15] Und so schöne Frauen wie
die Töchter Hiobs fand man im ganzen Land nicht. Und ihr Vater
gab ihnen ein Erbteil mitten unter ihren Brüdern.
[16] Und Hiob lebte nach diesen [Ereignissen noch] 140 Jahre. Und er sah seine Kinder und seine Kindeskinder, vier Generationen. [17] Und Hiob starb, alt und der Tage satt.